Der Unternehmer Bodo Liesenfeld vertritt die Interessen der Hansestadt an der Ostküste der USA. Jetzt erhält der 61-Jährige Besuch aus der Heimat.

Boston. An Bord des Hafenrundfahrtschiffes „Elite II“, am späten Abend vor der erleuchteten Skyline von Boston, wirkt Bodo Liesenfeld dann doch sehr gerührt. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) überreicht ihm den Admiralitätsportugaleser, eine historische Münze und eine besondere Anerkennung der Hansestadt. Die gut 100 Teilnehmer der Hamburger Wirtschaftsdelegation applaudieren. „Ohne ihren Einsatz hier vor Ort wären unsere Gespräche und Kontakte nicht so intensiv, unsere Eindrücke von Boston und Massachusetts nicht so reichhaltig“, bedankt sich der Senator.

Liesenfeld und Hamburg, das ist für beide ein ergiebiges Verhältnis. „Ich liebe diese Stadt, und es macht mich froh, Hamburg etwas zurückgeben zu können“, sagt der gebürtige Hamburger. Liesenfeld, 61, vertritt die Hansestadt in Boston seit 2010 als Hamburg Ambassador, als einer von 36 ehrenamtlich tätigen Interessenvertretern, die Hamburg weltweit repräsentieren. Für die Stadt war der Aufbau dieses Netzwerks in den 2000er-Jahren weit mehr als ein Marketinggag. Verdiente Hamburger Bürger kümmern sich vor allem in den Wirtschaftsmetropolen der Welt um gute Beziehungen zu ihrer Heimatstadt.

Die diesjährige Delegationsreise des Wirtschaftssenators in die USA und Kanada führte auch nach Boston. Schwerpunktthemen der Veranstaltung sind die Informationstechnologie, die erneuerbaren Energien und die maritime Logistik. Die Delegation absolvierte in der Ostküstenmetropole und in Massachusetts ein dichtes Gesprächs- und Besuchsprogramm, etwa am weltberühmten Massachusetts Institute of Technology oder in New Bedford, einem Zentrum der in den USA noch neuen Offshore-Windkraft.

Monatelang hatte Liesenfeld gemeinsam mit der Hamburger Wirtschaftsbehörde an den Vorbereitungen gearbeitet. Der Lohn dafür sind etliche neue Kontakte zwischen Geschäftsleuten aus den beiden Küstenstädten, deren wirtschaftliche Struktur sich in vieler Hinsicht ähnelt. „Es ist die größte Delegationsreise, die je mit einem Hamburger Senator unterwegs war“, sagt Liesenfeld. Das hat auch die Amerikaner beeindruckt, die erstaunt registrierten, wie sich bei den Konferenzterminen Räume und Säle füllten.

Für Hamburg leistet Liesenfeld in Boston, der Wiege der US-amerikanischen Demokratie, wertvolle Entwicklungshilfe. „Bislang sind kaum Unternehmen aus der Metropolregion Hamburg hier vor Ort“, sagt er. Dabei machen deutsche Unternehmen in Massachusetts mit insgesamt gut 20.000 zumeist amerikanischen Mitarbeitern immerhin rund zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr.

Internationale Kontakte zu knüpfen, fällt Liesenfeld leicht. 27 Jahre lang arbeitete er im familieneigenen Logistikunternehmen, die längste Zeit davon als Geschäftsführer. Mit 65 Büros auf allen Kontinenten hatte Rohde & Liesenfeld sein eigenes globales Netzwerk. Im Jahr 2007 verkaufte Liesenfeld die Firma an die französische Geodis-Gruppe. „Wir waren zu klein, um eine wirklich weltweite Präsenz aufbauen und damit im Wettbewerb bestehen zu können. Auf der anderen Seite waren wir bereits viel zu groß, um als Nischenanbieter zu agieren.“

In Boston baute sich Liesenfeld mit seiner Familie von 2009 an neben Othmarschen eine zweite Heimat auf. Den Anlass dafür lieferte dem sechsfachen Vater eines seiner Kinder: „Meine Tochter ging zum Auslandsjahr während ihrer Gymnasialzeit in die USA. Da gingen wir einfach mit der ganzen Familie mit.“ Das Leben an der Ostküste der Vereinigten Staaten beeindruckt ihn. „Der Geist, der hier in Boston einst die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten hervorgebracht hat, ist noch heute immer zu spüren. Die Bostonians haben einen ausgesprochenen Freiheitsdrang und den Willen, ihr Leben selbst zu gestalten. Das bietet viele Chancen gerade für Unternehmen aus Hamburg, hier in Kontakt zu kommen.“ Gut 620.000 Einwohner zählt die Stadt mit ihrer reichen Geschichte aus Architektur und Kultur, Politik und Wirtschaft. „Die Menschen hier sind sehr freundlich, aufgeschlossen und ansprechbar. Das schafft eine sehr entspannte Atmosphäre für Gespräche.“

Liesenfeld lebt in beiden Städten gleichermaßen. Ehrenamtliche Arbeit für Hamburg leistet er in vielen Gremien, etwa in der Handelskammer, im Lateinamerika Verein, in der Forschungsgemeinschaft für Logistik. Seine neue Freiheit als Privatinvestor und Unternehmensberater verschafft ihm seit einigen Jahren mehr Spielraum dafür. „Die Arbeit als Hamburg Ambassador in Boston motiviert mich sehr. Ich möchte helfen, Brücken zwischen unseren Städten zu schlagen.“