Bereits zwei Immobilienfonds unter Selbstverwaltung. Weitere dieser Schritte sind geplant. Anlegeranwalt ist skeptisch

Hamburg. Nach der Insolvenz der Managementgesellschaft beim Hamburger Fondsanbieter Wölbern Invest versuchen immer mehr Anleger die Geschicke ihrer Fonds selbst in die Hand zu nehmen. Während sich der Sanierungsgeschäftsführer Bernd Depping von der Kanzlei dnp Depping noch einen Überblick über insgesamt 38 Fonds verschafft, sind die Anleger dabei, vollendete Tatsachen zu schaffen.

Nach dem Immobilienfonds Österreich 04 wurde nun auch beim Fonds Deutschland 01 das Management, das von Wölbern Invest kam, ausgetauscht. Nach Informationen des Abendblatts wurde aus dem Kreis der Anleger der frühere Manager des Kesselwagenvermieters VTG, Richard Neff, auf einer Gesellschafterversammlung zum Geschäftsführer des Fonds gewählt. Bei der Immobilie handelt es sich um ein traditionsreiches Gebäude in Hamburg: das einstige größte Fernsprechamt der Welt in der Schlüterstraße. Weitere vier bis fünf Fonds planen die Verwaltung ihrer Anlage in Eigenregie.

Dazu gehört auch der Fonds Holland 56. „Wir werden eine Gesellschafterversammlung einberufen, um aus dem Kreis der Anleger einen neuen Geschäftsführer zu wählen“, sagt Ove Franz. Der frühere Hamburger Bankier ist an dem Fonds beteiligt. „Wir sind bereit, mit dem Sanierungsgeschäftsführer zusammenzuarbeiten, aber die Zeit drängt“, sagt Franz. Der Fonds besitzt zwei Bürogebäude in Amsterdam und Breda, und die Mietverträge laufen Mitte 2014 aus.

Außerdem befürchtet Franz, „dass dem Fonds vom bisherigen Fondsmanagement unberechtigt 2,8 Millionen Euro entnommen wurden. Die Bilanz für 2011 hat kein Testat der Wirtschaftsprüfer, das lässt Schlimmes befürchten“, sagt Franz. Ursprünglich sollten die Immobilien wie auch von 23 anderen Fonds an Großinvestoren verkauft werden. „Mit der Verhaftung des Wölbern-Chefs habe ich den Verkauf abgeschrieben“, sagt Franz. „Ein seriöser Investor konnte uns ohnehin nicht präsentiert werden.“ Der Inhaber von Wölbern Invest, Heinrich Maria Schulte, sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wirft ihm vor, insgesamt 137 Millionen Euro unrechtmäßig den Fonds entnommen zu haben.

Beim Fonds Österreich 01 konnten die Anleger inzwischen Einblick in die Geschäftsunterlagen nehmen, was ihnen lange von Schulte verwehrt worden war. „Noch wenige Tage vor seiner Verhaftung hat Schulte dem Fonds einen sechstelligen Betrag entnommen“, sagt der Hamburger Christoph Schmidt, der sich maßgeblich dafür eingesetzt hat, dass der Fonds unter die Kontrolle der Anleger kommt. „Die Unterlagen haben wir der Staatsanwaltschaft übergeben, und wir werden auch zivilrechtliche Ansprüche gegen Schulte geltend machen.“ Von Wölbern Invest war keine Stellungnahme zu bekommen.

Der Anlegeranwalt Klaus Nieding warnt unterdessen die Anleger vor einem Alleingang. „Ein unkoordiniertes Vorgehen kann die Lage der Fonds noch verschlechtern“, sagt Nieding. Man müsse dem erfahrenen Sanierungsexperten Depping jetzt Zeit geben.