Defizite der Euro-Staaten sinken auf durchschnittlich 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Brüssel. Der Sparkurs in Europa zeigt Wirkung: Die EU-Staaten und die Mitglieder der Währungsunion haben sich im vergangenen Jahr weniger stark neu verschuldet als noch ein Jahr zuvor. Das zeigen die Daten für 2012 der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Auf 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verringerte sich demnach das durchschnittliche Defizit der Länder der Euro-Zone. Damit schneidet die Euro-Zone sogar besser ab als der Durchschnitt aller Länder der EU. Dort reduzierte sich das Defizit auf 3,9 Prozent vom BIP der 27 EU-Staaten.

Unterm Strich bedeutet das jeweils etwa eine Halbierung der staatlichen Defizite im Vergleich zu Vorkrisen-Werten. Gleichzeitig stellen die Werte aber immer noch eine erhebliche Überschreitung der Vorgaben des europäischen Stabilitätspaktes dar: Drei Prozent Defizit vom BIP erlaubt dieser seit dem Vertrag von Maastricht, der oft gebrochen, aber weiter gültig ist. Der Durchschnitt sagt zudem wenig über die Leistung der einzelnen Länder aus, die trotz aller europäischer Regeln die Budgethoheit haben und für die Verschuldung verantwortlich zeichnen.

15 EU-Mitgliedstaaten nahmen laut Eurostat weniger neue Schulden auf, zwölf hingegen mehr als im Jahr zuvor, in einem Fall (Österreich) ergab sich gar keine Veränderung. Deutschland verzeichnete 2012 sogar einen winzigen Überschuss von 0,1 Prozent im Haushalt, während alle anderen Länder Lücken im Haushalt stopfen mussten. Am wenigsten in Bezug auf ihre Wirtschaftsleistung verschuldeten sich Estland und Schweden, Luxemburg und Bulgarien.

Die höchsten Defizite verzeichneten die Krisenländer Spanien (minus 10,6 Prozent), Griechenland (minus 9 Prozent), Irland (minus 8,2 Prozent) sowie Portugal und Zypern (je minus 6,4 Prozent). Sie alle erhalten in der ein oder anderen Form Hilfskredite aus europäischen Rettungsfonds.

Insgesamt 56 Milliarden Euro hat im vergangenen Jahr allein Deutschland direkt oder über den Rettungsfonds EFSF an andere EU-Staaten verliehen. 42 Milliarden Euro waren es in Frankreich, und auch südeuropäische Länder tragen erhebliche Lasten bei der Euro-Rettung: Befreit ist nur, wer selbst ein vollumfängliches Rettungsprogramm für die Staatsfinanzen samt Troika-Besuchen und Reformvorschriften erhält. 24 Milliarden Euro haben die Spanier den Nachbarn geliehen, fast 37 Milliarden Euro die Italiener.

Überraschungen gibt es, sogar positive. Das Defizit in Griechenland lag im vergangenen Jahr mit neun Prozent der Wirtschaftsleistung einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert und einen ganzen Prozentpunkt unter dem bislang erwarteten Wert der Eurostat-Schätzung von April.