Madeleine Schickedanz wird 70 Jahre. Quelle-Erbin will verlorene Milliarden vor Gericht zurückklagen

Fürth. Geboren während des Kriegs in einem Luftschutzbunker, ein Leben als eine der reichsten Frauen Deutschlands und im Alter der Verlust fast des gesamten Vermögens: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz blickt an ihrem 70. Geburtstag am 20. Oktober auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Und die Gegenwart ist nicht minder aufregend. In einem der größten Schadenersatzprozesse der deutschen Justizgeschichte versucht sie, zurzeit ihr Vermögen zurückzugewinnen. Streitwert: 1,9 Milliarden Euro.

Jahrzehntelang hat die Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz und seiner zweiten Frau Grete ein Leben geführt, wie es „Normalbürger“ wohl nur aus Kinofilmen kennen. Drei Ehen. Mitglied des Jet Set – mit Villen im Nobel-Skiort St. Moritz und in Spanien sowie einem herrschaftlichen Anwesen im fränkischen Hersbruck. „Forbes“ zählte Madeleine Schickedanz noch 2007 zu den reichsten Deutschen. Mit einem geschätzten Vermögen von knapp 3,9 Milliarden Euro rangierte sie demnach auf Platz 16 der Superreichen.

Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen schon gestellt für das folgende Drama. Denn Madeleine Schickedanz hatte den größten Teil ihres Vermögens in den Handelsriesen KarstadtQuelle und dem daraus hervorgegangenen Arcandor-Konzern investiert. Ja, sie hatte den Aktienkauf teilweise sogar mit Krediten finanziert. Als das Unternehmen 2009 in die Pleite schlitterte, verlor sie Milliarden.

Was die Quelle-Erbin veranlasste, sich so stark bei dem Konzern zu engagieren, darüber wird viel gerätselt. War es die Verbundenheit mit dem Erbe, hörte sie auf die falschen Berater oder hoffte sie bis zum Ende, mit der Filetierung von Arcandor viel Geld zu verdienen? Eine sichere Antwort darauf gibt es nicht. Ihr Vater Gustav Schickedanz soll mal gesagt haben: „Madeleine hat kein richtiges Verhältnis zum Geld.“ Das scheint im Rückblick prophetisch.

Unbekannt ist, wie viel die Ex-Milliardärin heute noch besitzt. Nach Schätzungen verfügt sie noch immer über ein Vermögen von 400 Millionen Euro. Und es gibt ihre eigene Darstellung: „Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen.“ Schickedanz schilderte einst der „Bild“-Zeitung ihre Verarmungsängste. „Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten“, sagte sie und löste damit einen Tsunami an Hohn und Spott aus.

Tatsächlich muss man sich um sie wohl keine Sorgen machen. Ihr dritter Ehemann Leo Herl meint: „Meine Frau hat ihren Ehemann und die Kinder, die sie unterstützen.“ Das Ehepaar hatte vor der Heirat Gütertrennung vereinbart. Eigentlich sei das geschehen, weil er nichts vom Geld seiner Frau gewollt habe, so Herl. Heute habe sich dies aus umgekehrter Sicht als eine gute Entscheidung erwiesen.