Georg Fahrenschon warnt vor neuen Blasen im Finanzmarkt durch zu viel billiges Geld

Ahrensburg. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Georg Fahrenschon hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, „langsam aber sicher“ den Punkt zu definieren, „an dem die Zinsen wieder steigen sollten“. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagte Fahrenschon: „Die aktuelle Situation, in der eine sichere Anlage mit realem Vermögensverlust verbunden ist, ist für alle in Europa absolut ungesund“.

Momentan laufe weltweit eine Umverteilung von den Gläubigern zu den Schuldnern. „Das kann nicht im Interesse einer Gesellschaft sein, die zurecht Wert auf Substanz und auf Stabilität legt.“ Zu lange zu viel billiges Geld anzubieten erhöhe die Risiken neuer Blasen. Der Zinssatz der EZB liegt auf einem Rekordtief von 0,5 Prozent. Die Zentralbank will dadurch der Wirtschaft in der Eurozone Schub geben. Fahrenschon besuchte die Städte Bad Oldesloe und Ahrensburg.

Im Interview mit dem Abendblatt sprach sich der Sparkassenpräsident dafür aus, die vorgesehene europäische Bankenabwicklung von einem „Netzwerk aus nationalen Aufsichtsbehörden“ vorzunehmen. „Budgetrelevante Entscheidungen, wie sie bei einer Bankenabwicklung anfallen können, müssen dabei immer von nationalen Parlamenten legitimiert werden“, sagte Fahrenschon. Die EU will sich bis Dezember einigen, in wessen Hände die Abwicklung maroder Finanzinstitute gelegt werden soll.

Fahrenschon hält es für „sinnvoll, über europaweit einheitliche Standards und Systematiken zur Bankenabwicklung nachzudenken“. Eine europäische Lösung müsse fest auf dem Boden bestehender rechtlicher Grundlagen und der Gewaltenteilung verankert sein. „Wir finden es gut, wenn sich die EU bei der Etablierung eines solchen Netzwerks einen ehrgeizigen Zeitplan setzt, und noch besser, wenn sie ihn auch einhält“, sagte der Sparkassenpräsident weiter. Bei diesen Regelungen dürften aber nicht alle Geschäftsmodelle über einen Kamm geschert werden. Fahrenschon: „Eine Sparkasse hat nichts mit einem britischen Investmenthaus oder einer zypriotischen Auslandsbank zu tun.“ International ausgerichtete Geldhäuser müssten anders behandelt werden als die regional verankerte Sparkasse. „Im Übrigen waren es vor allem die Sparkassen und Volksbanken, die entscheidend zur Stabilität der Finanzmärkte beitragen haben.“

Das vollständige Interview unter www.abendblatt.de/stormarn und in unserer Regionalausgabe Stormarn