Grund ist Verhaftung von Wölbern-Chef Schulte. 685 Mitarbeiter betroffen

Hamburg. Der Skandal um den Hamburger Fondsanbieter Wölbern Invest hat jetzt auch Auswirkungen auf andere Bereiche der Hamburger Wirtschaft. Für sechs Gesellschaften des Medizinverbundes Endokrinologikum hat das Amtsgericht Hamburg das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. Der Verbund betreibt bundesweit Mediznische Versorgungszentren (MVZ), die sich mit der Behandlung von Hormon- und Stoffwechselerkrankungen beschäftigen. In Hamburg sind 400 Mitarbeiter betroffen, die bereits im September kein Gehalt mehr bekommen haben. „Ursache der Insolvenz ist die Inhaftierung des Mitgesellschafters Heinrich Maria Schulte wegen des Verdachts auf Untreue beim Emissionshaus Wölbern Invest“, heißt es in einer Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters Gideon Böhm von der Hamburger Kanzlei Münzel & Böhm.

Die insolvente Medivision Betriebsgesellschaft mbH, an der Schulte indirekt mit 56 Prozent beteiligt ist, fungiert als Holding aller der Gruppe angehörenden Gesellschaften. Die Liquiditätsprobleme begannen mit der Inhaftierung Schultes. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wirft ihm vor, aus von ihm verwalteten geschlossenen Immobilienfonds von Wölbern Invest 137 Millionen Euro unrechtmäßig entnommen zu haben. Schulte, von Haus aus Mediziner, bürgt mit seinem Privatvermögen für Kredite des Unternehmens. Da diese Sicherheit durch die Arrestierung des Schulte-Vermögens durch die Staatsanwaltschaft entfallen ist, konnten die Kredite nicht mehr in Anspruch genommen werden. Es standen umfangreiche Investitionen in süddeutschen Standorten an. Die laufenden Einnahmen reichten nicht aus, um alle Kosten zu decken.

Dennoch werden die Perspektiven des Medizinverbundes als gut eingeschätzt. „Der gesamte Laborbetrieb und die medizinische Versorgung laufen uneingeschränkt weiter“, sagt Insolvenzverwalter Böhm. Die insgesamt betroffenen 685 Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld. „Alle Unternehmen sind im Kern gesund“, sagt Böhm. Eine Überschuldung der Gesellschaften liege nach bisherigen Erkenntnissen nicht vor. Offenbar gibt es bereits Interessenten für einen Einstieg in das Medizinunternehmen. Noch am Freitag wollte der Insolvenzverwalter mit dem Auswahlverfahren beginnen. Als Geschäftsführer der Medivision wurde Schulte bereits abgelöst. Das Insolvenzverfahren bietet die Möglichkeit, künftig ohne Schulte weiterzumachen, dessen umstrittenen Geschäfte beim Fondshaus offenbar auch den medizinischen Unternehmen geschadet haben, ist aus Mitarbeiterkreisen zu hören.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte, dass Schulte weiterhin in Haft ist und die Ermittlungen andauern. Das betreffe alle seine geschäftlichen Aktivitäten.