Preise für Einfamilienhäuser und Wohnungen an der Nord- und Ostsee steigen um bis zu 40 Prozent innerhalb von zwei Jahren

Hamburg. Die Nachfrage nach Immobilien an Nord- und Ostsee ist ungebrochen und hat sich innerhalb von zwei Jahren deutlich verstärkt. In Kampen auf Sylt werden inzwischen Quadratmeterpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser von bis zu 17.830 Euro aufgerufen. Insgesamt sind auf der Insel die Immobilienpreise von 2011 bis 2013 um 17 Prozent gestiegen, in der Spitze sogar um bis zu 40 Prozent.

Auch an der Ostseeküste ziehen die Preise deutlich an. Für Neubauprojekte in Timmendorfer Strand werden bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter verlangt. Im Schnitt sind die Preise hier für Bestandsobjekte bei Ein- und Zweifamilienhäusern um 23 Prozent innerhalb von zwei Jahren gestiegen. Das geht aus einer Studie der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hervor. „Überrascht hat uns die hohe Preisdynamik in den ohnehin schon teuren Lagen“, sagt Peter Magel, LBS-Vorstandsvorsitzender. Bei Eigentumswohnungen wurden die höchsten Preissteigerungen für Hörnum auf Sylt (42,9 Prozent), und Wyk auf Föhr (33,2 Prozent) festgestellt. „In den Top-Regionen sehen wir schon eine Kapitalflucht aus anderen Anlagen unter das krisensichere Reetdach einer Ferienimmobilie.“

In Kampen liegt die Preisspanne für Ein- und Zweifamilienhäuser zwischen 10.000 und 27.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche (inklusive Grundstück). Innerhalb von zwei Jahren sind die Preise um 22,4 Prozent gestiegen. Die Grundstückgrößen liegen hier zwischen 1600 und 5000 Quadratmetern. Neue Grundstücke gibt es nicht. Deshalb werden auch schon mal Doppelhaushälften aus den 1980er-Jahren abgerissen, um neu bauen zu können. „Wer hier kauft, will möglichst keine Kompromisse eingehen und hat höchste Ansprüche“, sagt Joern Olaf Ridder, Leiter Wohnimmobilien bei Großmann & Berger.

In älteren Häusern fehlt meist das Gäste-WC im Erdgeschoss, und selbst Bäder aus den neunziger Jahren entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprüchen. „Kampen profitiert von einem sehr mondänen Flair“, sagt Ridder. „Der Einzelhandel ist hier vergleichbar mit dem auf dem Neuen Wall in Hamburg oder der Königsallee in Düsseldorf. Das hat kein anderer Ferienort Deutschlands zu bieten.“ Hinzu kommt die Erreichbarkeit der Insel mit dem Flugzeug.

Die höchsten Preissteigerungen auf Sylt werden in List mit rund 40 Prozent registriert. „Hier ganz im Norden der Insel fällt die Preisspanne sehr weit aus“, sagt Magel. „Hier kann man schon für knapp 5000 Euro pro Quadratmeter Eigenheime aus dem Bestand erwerben.“ Die Preisspanne reicht allerdings bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter.

Während sich Einfamilienhäuser in Westerland innerhalb von zwei Jahren um 30 Prozent verteuerten, stieg der Preis für Eigentumswohnungen nur um 13 Prozent. Neben Hörnum werden in Westerland mit 5645 Euro pro Quadratmeter die günstigsten Preise für Eigentumswohnungen aufgerufen. „Westerland ist ein guter Standort, vor allem für Vermieter, weil hier die besten Vermietungszeiten erzielt werden“, sagt Ridder. „Aber die Wohnungen, die auf den Markt kommen, sind meist aus den 1960er- und 1980er-Jahren und auch meist sehr klein.“

Außerdem wird meist noch ein hohes Wohngeld von bis zu 800 Euro monatlich verlangt. Relativ günstige Eigentumswohnungen gibt es noch in Hörnum mit Durchschnittspreisen von 4580 Euro pro Quadratmeter. Sie befinden sich aber meist in Wohnblöcken und sind einfach ausgestattet.

In der Lübecker Bucht werden die höchsten Immobilienpreise in Timmendorfer Strand erzielt. Für gebrauchte Wohnungen oder Einfamilienhäuser müssen rund 3000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. „Timmendorfer Strand ist auch wegen seiner Entfernung zu Hamburg gefragt“, sagt Jens Hillbrunner von Engel & Völkers. Mit dem Auto ist man in rund einer Stunde dort. Für neue Eigentumswohnungen müssen bis zu 6000 Euro und mehr pro Quadratmeter bezahlt werden. „80 Prozent der Erwerber kaufen ohne Kredit“, sagt Hillbrunner.

„Sie trennen sich von ihren Immobilien im Ausland, weil sie die Kapitalanlage an Nord- und Ostsee für sicherer halten.“ Auch der vergangene schöne Sommer hat das Interesse an heimischen Ferienimmobilien gestärkt. „Um an Bauland zu kommen, werden von Bauträgern schrottreife Einfamilienhäuser zu Höchstpreisen gekauft“, sagt Hillbrunner. Wenn dann auf dem Grundstück Eigentumswohnungen errichtet werden können, rechnet sich das für die Bauträger dennoch.

Sehr viel Neubautätigkeit gibt es inzwischen in Scharbeutz. Allein in diesem Jahr kommen 500 neue Wohneinheiten auf den Markt. Die Preise für Neubauprojekte halten inzwischen mit Timmendorfer Strand Schritt, obwohl die Qualität der Lage nicht vergleichbar ist. Wohnungen im Bestand verteuerten sich um 16,4 Prozent. Für den Quadratmeter müssen knapp 3000 Euro gezahlt werden. Auch Lübeck-Travemünde profitiert vom Preisanstieg. Bestandshäuser verteuerten sich hier um 20 Prozent. „Die Anbindung an Lübeck, einer hoch verschuldeten Stadt, beeinträchtigt allerdings den Standort“, sagt Hillbrunner.

Die LBS rechnet damit, dass die Preise in den begehrten Lagen weiter steigen werden und auch Orte profitieren, die bis zu 30 Minuten vom Wasser entfernt liegen, wie Hattstedt bei Husum, wo der Quadratmeter Wohnfläche rund 1100 Euro kostet. Experte Hillbrunner ist diesbezüglich skeptischer. Grund ist die geplante Anhebung der Grunderwerbssteuer in Schleswig-Holstein von fünf auf 6,5 Prozent ab 2014. „Das wird ein Dämpfer für das Geschäft“, sagt Hillbrunner.