Wirtschaftsnobelpreis ehrt US-Forscher für ihre Theorien zur Entwicklung der Preise an den Aktien- und Immobilienmärkten

Stockholm. Drei US-Wirtschaftswissenschaftler teilen sich den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis. Eugene Fama, Lars Peter Hansen und Robert Shiller werden für ihre „empirische Analyse der Preise von Vermögenswerten“ mit dem mit umgerechnet 912.000 Euro dotierten Preis geehrt, wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mitteilte. Die drei entwickelten den Angaben zufolge unabhängig voneinander neuartige Methoden, die die Grundlage für das derzeitige Verständnis von Vermögenspreisen legten und die Art des Investierens vieler Menschen veränderten. Der Wirtschaftsnobelpreis war der letzte der insgesamt sechs Nobelpreise, der für 2013 noch zu vergeben war. Alle Preisträger werden am 10. Dezember ihre Auszeichnungen erhalten.

Einer der drei Ökonomen, Shiller, genießt Bekanntheit, weil er frühzeitig vor den Technologie- und Immobilienblasen gewarnt hatte. Der 67-jährige Ökonom reagierte zunächst mit Ungläubigkeit auf die Nachricht aus Stockholm. „Die Leute haben mir gesagt, ich könnte gewinnen. Aber ich habe es abgetan“, sagte Shiller. „Wahrscheinlich wurde dies schon Hunderten gesagt“, meinte er.

„Alle diese drei Forscher sind sehr unterschiedliche Menschen, und was sie vereint, sind die Preise von Vermögenswerten“, schrieb der Wirtschaftsblogger David Warsh. Shiller entwickelte zusammen mit Karl Case den Case-Shiller-Index, einem führenden Gradmesser für die Preisentwicklung auf dem US-Wohnungsmarkt.

Der 74-jährige Fama und andere Forscher zeigten bereits von den 60erJahren an, wie schwer es sei, auf kurze Sicht die Entwicklung von Aktienkursen vorherzusagen. Seine Erkenntnisse revolutionierten die Praxis des Investments und führten zum Entstehen von Indexfonds. Zwei Jahrzehnte später wies Shiller nach, dass auf lange Sicht die Entwicklung an Aktien- und Anleihenmärkten leichter vorausgesagt werden könne. Der 60-jährige Hansen schließlich entwickelte eine statistische Methode, um die Theorien über Preisentwicklung zu überprüfen.

Während es schwierig sei, die Entwicklung von Aktienkursen oder Anleihenrenditen für einen kurzen Zeitraum vorauszusagen, sei es möglich, Bewegungen über drei Jahre oder länger vorauszusehen, fasste die Akademie die Erkenntnisse der drei Forscher zusammen. „Diese Ergebnisse, die vielleicht überraschen oder widersprüchlich erscheinen, wurden von den diesjährigen Preisträgern formuliert und analysiert“, hieß es.

In jüngeren Jahren haben US-Forscher den Wirtschaftsnobelpreis dominiert. 1999 war das letzte Jahr, in dem die Auszeichnung nicht an einen Ökonomen aus den USA ging. Fama und Hansen arbeiten für die Universität von Chicago, Shiller ist Professor an der Yale-Universität in New Haven. Er warnte davor, die Finanzmärkte wegen der Folgen der Finanzkrise zu verdammen. „Es scheint, als wären einige Leute egoistisch und geldgierig. Es muss aber nicht so sein“, sagte er.

Eine gut regulierte Finanzindustrie könnte der „Kern unserer Zivilisation sein“, meinte Shiller. Als Beispiel zog er Stipendien für ausländische Studenten in den USA heran, die nur dank Finanzhilfen aus dem Investment möglich seien.

Die Schwedische Wissenschaftsakademie hat nun alle diesjährigen Träger der sechs Nobelpreise verkündet. Der Nobelpreis für Wirtschaft ist dabei nicht in einer Reihe mit den Nobelpreisen für Medizin, Chemie, Physik, Literatur und Frieden zu sehen, die der schwedische Industrielle Alfred Nobel 1895 ins Leben rief. Vielmehr wurde diese Kategorie 1968 von der schwedischen Notenbank zu Ehren von Nobel hinzugefügt. Der Tag der Preisverleihung, der 10. Dezember, ist der Jahrestag von Nobels Tod 1896.