Hamburg. Mit Schwerpunktstreiks in rund 40 Hamburger Geschäften hat die Gewerkschaft Ver.di am Donnerstag auf den Stillstand in den Tarifverhandlungen der Branche reagiert. Rund 2000 Beschäftigte des Einzelhandels waren zu ganztägigen Streiks aufgerufen, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Arno Peukes. Betroffen seien unter anderem die Rewe- und Penny-Märkte im Stadtgebiet, Zara- und H&M-Filialen und die Buchhandelskette Thalia. An einer Kundgebung gegen Mittag beteiligten sich laut Gewerkschaft mehrere Hundert Mitarbeiter des Einzelhandels.

In den Tarifverhandlungen für die rund 70.000 Beschäftigten hat es seit Mai in vier Verhandlungsrunden kaum Fortschritte gegeben. Die Verhandlungspartner können sich nicht darüber verständigen, wie sie Veränderungen in der Gehaltsstruktur und bei der Eingruppierung von einigen Beschäftigtengruppen angehen wollen, speziell bei Kassiererinnen.

Ursprünglich sollte am kommenden Montag wieder verhandelt werden. Dieser Termin wurde auf Bitte der Arbeitgeberseite aus organisatorischen Gründen jedoch um rund einen Monat verschoben. „Seit Mai ist nichts mehr passiert“, kritisierte Heike Lattekamp von Ver.di.

Auf der Gehaltsseite fordert Ver.di 150 Euro mehr Einkommen im Monat, für Auszubildende 90 Euro. Viele Mitarbeiter können laut Gewerkschaft kaum von ihrem Lohn leben. Jeder sechste Hartz-IV-Aufstocker in der Hansestadt arbeite im Einzelhandel.

Die Arbeitgeber lehnen die Forderung dennoch als zu hoch ab. Weil die Verhandlungen stocken, hat der Einzelhandelsverband Nord seinen Mitgliedern empfohlen, die Einkommen der Beschäftigten von August an um 2,5 Prozent anzuheben und im April des kommenden Jahres um weitere 1,5 Prozent. Das sei eine Art freiwilliger Abschlag auf den Tarifabschluss und werde später verrechnet.