Kawa stockt Anteile auf. 140 Stellen fallen weg – auch in Hamburg

Hamburg. Nach seinem Einstieg beim insolventen Solarunternehmen Conergy kauft der US-Investor Kawa wie zuvor bereits angekündigt weitere Teile des Konzerns. Zum 1. Oktober werde Kawa die deutschen Vertriebs- und Servicegesellschaften sowie die internationalen Einheiten in Italien, Großbritannien und Australien übernehmen, teilte Conergy mit. Damit würden nun insgesamt 350 der einstmals 600 Arbeitsplätze in Vertrieb, Service und Verwaltung gesichert – davon 140 in Deutschland. Genauso viele Jobs in Deutschland gehen jedoch verloren, im Wesentlichen in der Hamburger Verwaltung von Conergy.

Weitere Auslandseinheiten in fünf Ländern mit 110 Mitarbeitern sind nicht Teil der Übernahme. Kawa hatte bereits Ende August die Vertriebseinheiten in den USA, Kanada, Singapur und Thailand übernommen. Diese Ableger sollen allerdings künftig mit weniger Beschäftigten auskommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir für große Teile der Mitarbeiter in den weltweiten Conergy-Vertriebs- und -Serviceeinheiten eine hervorragende Lösung gefunden haben“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz. Es sei sehr schmerzlich, aber unvermeidlich, dass nicht alle Jobs gerettet werden konnten und viele hoch qualifizierte Mitarbeiter nun entlassen werden müssten.

Mit dem neuen Investor im Rücken will Conergy nicht nur Solarkraftwerke und Dienstleistungen anbieten, sondern auch Finanzierungsleistungen. „Das war seit jeher unser Ziel“, sagte Conergy-Chef Philip Comberg. „Mit Kawa als Eigentümer haben wir das letzte noch fehlende Puzzleteil in unserer Strategie ergänzt.“ Das eröffne Conergy sehr gute Chancen und große Potenziale. Zuvor muss noch der Gläubigerausschuss zustimmen und das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Dies sei am nächsten Dienstag zu erwarten.

Noch offen ist die Zukunft der rund 500 Arbeitsplätze in der Produktion an den Standorten Frankfurt/Oder und Rangsdorf bei Berlin, wo sich bereits Kaufinteressenten gemeldet haben. Zuletzt hatte es geheißen, dass die Produktion gut laufe. Die Gespräche sollten bis Anfang Oktober abgeschlossen werden. Über den Stand werde in der kommenden Woche informiert. Für die Betriebe endet am 30. September die Zahlung des Insolvenzgeldes, dann steht die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bevor.

Unklar ist noch, was aus der Produktion in Ostdeutschland wird. Für das Werk in Frankfurt/Oder gibt es sieben potenzielle Investoren aus Europa und Asien, sagte Undritz am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung in Frankfurt/Oder. Da im Oktober das Insolvenzgeld für die Beschäftigten wegfällt, werde geprüft, ob der Betrieb trotzdem mit einem Teil der Mitarbeiter aufrechterhalten bleiben könne. Die restlichen Beschäftigten würden vorerst freigestellt. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere Modulfabrik auch weiterhin eine wichtige Rolle spielt“, sagte Sven K. Starke, Geschäftsführer des Frankfurter Werks.