Rolf Habben-Jansen schätzt flache, effiziente Strukturen. Der Niederländer schreckt auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück

Hamburg. „Sei stets bereit, Neues zu lernen“ – so lautet eine Devise von Rolf Habben-Jansen, dem künftigen Vorstandsvorsitzenden von Hapag-Lloyd. Wie man ein großes Unternehmen leitet, muss der Niederländer allerdings nicht erst üben: Die Spedition Damco, deren Chef er seit Anfang 2009 ist, hat mehr als 11.000 Beschäftigte weltweit und damit deutlich mehr als die Hamburger Reederei (knapp 7000).

Auch wenn sich Habben-Jansen die Feinheiten des Betriebs von Containerschiffen noch aneignen muss, kennt er die Logistikbranche seit vielen Jahren sehr genau: Nach einem Wirtschaftsstudium an der Erasmus-Universität Rotterdam begann er seine Berufslaufbahn im Jahr 1998 bei einer Tochtergesellschaft der niederländischen Reederei Nedlloyd und machte danach in verschiedenen Bereichen des zur Deutsche-Post-Gruppe gehörenden Konzerns DHL, weltweiter Marktführer im Logistiksektor, recht zügig Karriere, wobei sich der Name seines jeweiligen Arbeitgebers durch Fusionen mehrfach änderte. Zuletzt war er bei DHL für das Geschäft mit den 100 international wichtigsten Kunden der Gruppe verantwortlich. In diesen Positionen und in seiner Rolle als Damco-Chef war Habben-Jansen stets Kunde der großen Reedereien – darunter auch Hapag-Lloyd. Zumindest aus dieser Perspektive ist er mit dem Seetransport daher gut vertraut.

Eine der Überzeugungen, zu denen der gern ohne Krawatte und Sakko auftretende Manager im Lauf seiner Karriere gekommen ist, lautet so: „Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Logistik noch relativ ineffizient.“ Gleich zu Beginn seiner Amtszeit bei Damco bestand eine seiner Hauptaufgaben darin, den Zusammenschluss mit der Schwestergesellschaft Maersk Logistics zu realisieren. Fusionserfahrung besitzt Habben-Jansen somit reichlich. Das könnte hilfreich sein, sollten Hapag-Lloyd und Hamburg Süd doch noch irgendwann zueinander finden.

In allen Fällen gravierender Umwälzungen ist ihm nach eigenen Worten größtmögliche Transparenz und vor allem eine schnelle Umsetzung wichtig, um nicht zu lange Unruhe in der Firma zu haben. „Viele Unternehmen machen großartige Pläne, sind aber nicht so gut darin, sie auch wirklich umzusetzen“, sagt Habben-Jansen.

Vor unpopulären Entscheidungen schreckt er dabei nicht zurück. So verlegte Damco um den Jahreswechsel 2012/2013 den Hauptsitz von Kopenhagen nach Den Haag – um näher an viele der wichtigen Kunden heranzurücken, hieß es dazu. Im September vergangenen Jahres wurde dies angekündigt, Anfang März 2013 war die Aktion abgeschlossen. Von den rund 150 Positionen in der damaligen Kopenhagener Zentrale war die Hälfte von dem Umzug betroffen, zahlreiche dieser Mitarbeiter konnten oder wollten jedoch nicht an den neuen Standort in den Niederlanden wechseln.

Verbunden mit der Verlagerung der Zentrale war auch eine „Optimierung der Kostenstruktur“, wie Habben-Jansen einräumte. Effizienz und Geschwindigkeit – auf die Bedeutung dieser Merkmale eines Unternehmens pocht er immer wieder. „Mit einer flachen Organisation hat man die wirklichen Probleme schneller auf dem Tisch und kann auch schneller reagieren“, sagte er in einem Beitrag für den Videodienst „MeetTheBoss TV“.

Mit einer schlagkräftigen Struktur wollte Habben-Jansen die Voraussetzung dafür schaffen, einen ambitionierten Plan umzusetzen: Der Umsatz von Damco (knapp drei Milliarden Euro im Jahr 2012) soll sich bis 2014 verdoppeln. Tatsächlich schloss der Logistikspezialist zuletzt eine Reihe von Verträgen mit wichtigen Kunden wie Hennes & Mauritz (H&M) und LG Electronics ab. Um globale Lieferketten optimieren zu können, soll ein Simulationssystem des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing eingesetzt werden.

Wenn es etwas gebe, was er sich im hektischen Berufsalltag wünsche, sei dies mehr Gelegenheit für den Dialog mit Kollegen, sagt Habben-Jansen: „Ich würde gern mehr Zeit mit den Menschen im Unternehmen verbringen, um ihnen dabei helfen zu können, noch besser zu werden.“

Dabei stellt der 47-Jährige, Vater von zwei Kindern, jedoch auch hohe Ansprüche an sich selbst: „Man muss sich jeden Tag, jede Woche den Respekt der Mitarbeiter verdienen.“

Auf die Frage nach den Schwächen seines Führungsstils weicht Habben-Jansen nicht aus: „Ich erledige Dinge gern selbst.“ Entscheidungen letztlich allein zu treffen, sei zwar „manchmal effizient, aber doch nicht immer der beste Weg.“

Bei Hapag-Lloyd sollte man sich jedenfalls schon einmal auf ein hohes Tempo einstellen: „Andere werden mich wahrscheinlich nicht als besonders geduldig bezeichnen.“