„Kanadischer Warren Buffett“ will 4,7 Milliarden Dollar für Smartphone-Pionier zahlen

Toronto. Der angeschlagene Smartphone-Pionier BlackBerry hat womöglich einen Rettungsanker gefunden. Der kanadische Konzern präsentierte am Montagabend überraschend einen potenziellen Käufer, der 4,7 Milliarden Dollar zahlen will. Der in Deutschland weitgehend unbekannte Finanzdienstleister Fairfax Financial sei sich mit BlackBerry im Grundsatz bereits einig.

Eine von Fairfax angeführte Investorengruppe will nun einen genauen Blick in die Bücher werfen. Dort sah es zuletzt schlecht aus: Das vom Deutschen Thorsten Heins geführte Unternehmen musste gerade einen Milliardenverlust und Massenentlassungen verkünden, jeder dritte Mitarbeiter muss gehen. Die neuen Modelle drohen zu Ladenhütern zu werden. Kunden bevorzugen eher Apple oder Samsung.

Fairfax ist mit einem Anteil von zehn Prozent bereits größter Aktionär bei BlackBerry. Der Finanzdienstleister wurde 1985 vom noch immer amtierenden Firmenchef Prem Watsa gegründet und sitzt in Toronto. Das kanadische Unternehmen ist als Versicherer aktiv, vor allem im Schaden/Unfall-Bereich und der Rückversicherung. Als Investor geht die Firma langfristige Engagements ein. Aus diesem Grund gilt Watsa auch als kanadische Version von Warren Buffett, dem legendären US-Investor. Nach dem Vorbild von Dell will Fairfax BlackBerry nach der Übernahme von der Börse nehmen, um eine Sanierung ohne Störfeuer anderer Aktionäre hinzubekommen.

Michael Dell, der Gründer des drittgrößten PC-Herstellers, hat zusammen mit dem Finanzinvestor Silver Lake gerade seinen 25 Milliarden Dollar schweren Plan durchbekommen, das Unternehmen komplett zu kaufen und ebenfalls abseits der schnelllebigen Börse umzubauen. Der zukunftsträchtige und stetig größer werdende Smartphone-Markt ist momentan stark in Bewegung. Immer mehr Billig-Anbieter aus Asien gewinnen an Bedeutung. Samsung hat seinen Marktanteil zuletzt auf knapp 32 Prozent ausbauen können, während Apple nur noch für gut 14 Prozent steht. Die Zahl prominenter Opfer wächst. Nachdem Motorola bereits seit längerem zu Google gehört, wurde zuletzt die strauchelnde Nokia-Handysparte an den Software-Riesen Microsoft verkauft. Der einstige Handy-König aus Finnland hat den Trend zu Smartphones verschlafen. Dank seiner Patente war die Handy-Sparte aber noch mehr als sieben Milliarden Dollar wert.

Ein ähnliches Schicksal wie Nokia droht nun BlackBerry. Das Unternehmen war 2007 kurzzeitig der wertvollste Konzern Kanadas. Doch in demselben Jahr brachte Apple das iPhone in die Läden – und krempelte den Markt völlig um. BlackBerry geriet immer stärker in die Defensive. Mittlerweile sieht Firmenchef Heins selbst kaum noch Alternativen: Im August stellte sich BlackBerry selbst zum Verkauf, was das Leben des Vertriebs noch schwieriger machte. Analysten hatten mit nur mäßigem Interesse am Konzern gerechnet. Den Umsatz im abgelaufenen Quartal bezifferte BlackBerry auf 1,6 Milliarden Dollar – halb so viel wie Experten erwartet hatten.