Branche in Deutschland boomt. 4000 Besucher auf Fachmesse Seatrade erwartet. Umweltschutz ist ein Schwerpunkt

Hamburg. Deutschland schickt sich an, Kreuzfahrtnation Nummer eins in Europa zu werden. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, die noch unter den Folgen der Wirtschaftskrise leiden, wächst der Markt hierzulande ungebrochen.

„53 Prozent des Passagieraufkommens stellen Großbritannien und Deutschland“, sagte Christopher Hayman, Geschäftsführer der Branchenmesse Seatrade, die heute beginnen wird. 1,5 Millionen Deutsche hätten im vergangenen Jahr eine Kreuzfahrt auf See oder mit einem Flussschiff gebucht. Aus Großbritannien kamen 1,7 Millionen Passagiere. „Aber die Wachstumsraten sind in Deutschland wesentlich höher“, so Hayman.

Deutschland werde auch in den kommenden Jahren der Impulsgeber für weiterers Wachstum sein und zum „größten Quellmarkt in Europa aufsteigen“, sagte Michael Ungerer, Chef des größten deutschen Anbieterunternehmens Aida Cruises. „Die Kreuzfahrtindustrie ist einer der am schnellsten wachsenden maritimen Wirtschaftszweige und wichtiger Motor für den Tourismus, nicht nur hier in Hamburg“, so Ungerer. Allein in der Hansestadt nimmt das Passagieraufkommen in diesem Jahr um 24 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 zu.

Das ist nicht selbstverständlich. Nach dem Unglück der „Costa Concordia“ im vergangenen Jahr hat der Markt zunächst unter Buchungrsrückgängen gelitten und musste das Geschäft mit Sonderangeboten und Rabattaktionen stützen. Die Entwicklung der Branche und neue Trends gehören zu den Themen, welche das dreitägige Treffen der Kreuzfahrtbranche in Hamburg beherrschen werden.

Denn von den Entwicklungsvorhersagen ist auch abhängig, welche Kapazitäten die Reedereien vorhalten müssen. „Die Frage nach den Schiffsgrößen sowie der Geschwindigkeit im Neubau werden sicherlich für spannende Diskussionen sorgen“, sagte Hayman im Vorfeld der Messe am Montag. Zum vierten Mal richtet Hamburg die Fachmesse aus. Die Hansestadt unterstreicht damit ihre Bedeutung für die Kreuzfahrtindustrie. Mit rund 4000 Besuchern und 250 Ausstellern aus 50 Nationen handelt es sich um das größte Branchentreffen außerhalb der USA. Hamburg sei für eine solche Messe der ideale Standort, so Hayman. „Die Stadt liebt Schiffe, und sie liebt insbesondere Kreuzfahrtschiffe“, sagte der Branchenexperte.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Paket an Fachkonferenzen, zu denen sich bereits zahlreiche Chefs führender Kreuzfahrtreedereien angekündigt haben. Eines der beherrschenden Themen wird dabei neben dem künftigen Passagieraufkommen auch die Frage der Reisziele sein. Auch hier habe es interessante Verschiebungen gegeben, sagte Hayman. Während Seereisen in Nordeuropa in der Vergangenheit ausschließlich in den Sommermonaten angeboten wurden, dauere die Saison inzwischen von März bis Dezember.

Als weiteren Gesprächspunkt sieht Aida-Geschäftsführer Ungerer die Verantwortung der Unternehmen zu mehr Umweltschutz. „Wie können wir unseren Kunden eine Traumschiffreise versprechen, wenn darunter die Umwelt leidet?“ Eine intakte Natur sei für das Erlebnis Kreuzfahrt Pflicht. Die Branche habe dieses erkannt und kräftig in neue Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Schutz von Luft- und Wasserqualität investiert, so Ungerer. Eine Konferenz werde sich allein mit diesem Thema befassen.

Immer mehr Unternehmen versuchen inzwischen von dem stark wachsenden Markt zu profitieren. Die diesjährige Seatrade hat deshalb extra einen Pavillon für Newcomer eingerichtet also für Unternehmen, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen im internationalen Kreuzfahrtgeschäft Fuß fassen wollen. „Bei der Seatrade Europe haben sie die ideale Plattform um mit Entscheidern von Reedereien oder Werften direkt in Kontakt zu treten“, sagte Bernd Aufderheide, Chef der Messe Hamburg. Insgesamt 24 Unternehmen hätten sich dazu angemeldet: „Das sind Gastronomieausstatter, genauso wie Abieter von Kommunikations- oder Entertainment-Systemen.“

Einen besonderen Schub erhofft sich der Messechef von der Seatrade in zwei Jahren: 2015 sollen die Fachmesse und die Hamburg Cruise Days zusammengelegt werden. Dann besuchen nicht nur Experten die Hansestadt, sondern auch viele Schiffe – und zeitgleich Tausende zusätzliche Kreuzfahrtfans.