Am Weg beim Jäger entsteht bis Mitte 2015 eine neue Anlage mit 40 Lkw-Rampen. Mehr Verkehr in Groß Borstel soll es dadurch nicht geben

Hamburg. „Das war ein langer Weg“ – fünf bis sechs Jahre hat es bis zu der Entscheidung gedauert, die Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Donnerstagnachmittag verkünden konnte: In Groß Borstel, am Weg beim Jäger, entsteht für 40 bis 45 Millionen Euro ein neues Luftfrachtzentrum. Dies hat der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft nun beschlossen.

Gebaut wird auf der Fläche des Holiday-Parkplatzes P8, nur wenige Meter vom Flughafenzaun entfernt. Gegen Ende des Jahres werde der Parkplatz geschlossen, sagte Eggenschwiler. Mit den Bauarbeiten für das neue Frachtzentrum beginne man Anfang 2014, die Fertigstellung ist für Mitte 2015 geplant. Engpässe beim Parkraum erwartet der Airport-Chef nicht: „Zu den nächsten Sommerferien eröffnet das neue Parkhaus P1 in Terminalnähe mit 2800 Stellplätzen, während der P8 etwa 2400 Plätze hat.“

In der Hamburger Logistikwirtschaft hatte man seit Jahren über das alte Luftfrachtzentrum direkt am Vorfeld geklagt. Es entspreche nicht mehr heutigen Standards, hieß es. Das Gebäude sei zu eng und ungünstig geschnitten, die Ausstattung sei veraltet. Mit dem Neubau steigt die Jahreskapazität für die Luftfracht trotz einer unveränderten Fläche der Anlage von 60.000 Quadratmetern spürbar an – von rund 120.000 Tonnen auf bis zu 150.000 Tonnen. Bis zu 40 Laderampenpositionen für Lkw und 36 Stellplätze für Lastzüge wird das Luftfrachtzentrum besitzen. Die Frachthalle soll 256 Meter lang und 76 Meter breit sein, hinzu kommen zwei dreigeschossige Bürogebäude und ein viergeschossiges Bürogebäude. Für den benötigten Zugang zum Vorfeld baut der Flughafen einen 60 Meter langen Tunnel unter der Straße Weg beim Jäger hindurch.

„Wir begrüßen es immer, wenn Infrastruktur modernisiert und dadurch effizienter gemacht wird“, sagte Werner Gliem, Sprecher der Geschäftsführung der Logistik-Initiative Hamburg. „Wir würden uns wünschen, dass man jetzt die konkreten Bedürfnisse der Nutzer möglichst gut berücksichtigt“, ergänzte Martin Araman, Geschäftsführer der Spedition Sovereign Speed.

Unter den Anwohnern in Groß Borstel hatte es zunächst Bedenken gegeben, das neue Luftfrachtzentrum werde zu einer Zunahme des Verkehrs führen. „Wir haben sehr konstruktive Gespräche mit dem Kommunalverein dazu geführt“, sagte Eggenschwiler. Mittels einer Verkehrsstudie habe man nachweisen können, dass die Zahl der Fahrten nicht zunehmen wird.

Für das Gelände des Parkplatzes P8 als Standort des Luftfrachtzentrums sprach aus Sicht des Flughafens nicht nur, dass es für diese Fläche bereits einen gültigen Bebauungsplan gab. Ein Vorteil sei auch die Nähe zu wichtigen Kunden, sagte Eggenschwiler. Dazu gehören das Airbus-Ersatzteilzentrum, das nur wenige Meter entfernt ist, und Lufthansa Technik. Beide Unternehmen versenden häufig Flugzeug-Ersatzteile weltweit als Eilfracht. Auch Ersatzteile für Schiffe werden von Hamburg aus von spezialisierten Firmen auf die Reise geschickt.

In der Umgebung des Flughafens haben sich mehr als 150 Unternehmen mit über 1500 Mitarbeitern auf den Transport von Luftfracht spezialisiert. Neben der Ersatzteillogistik geht es dabei vor allem um den Umschlag von Unterhaltungselektronik und Textilien sowie pharmazeutischen und chemischen Produkten. Im vergangenen Jahr ist das Luftfrachtaufkommen in Hamburg allerdings gegenüber 2011 um knapp fünf Prozent auf 64.600 Tonnen zurückgegangen.

Nachdem die endgültige Entscheidung über die neue Anlage gefallen ist, kann Eggenschwiler sich auch Gedanken über die Zukunft des alten Frachtzentrums machen. Es soll für einen Ausbau des Passagierbetriebs weichen. „Wir haben die Möglichkeit, die Pier dort zu erweitern und sechs neue Fluggastbrücken zu bauen“, erklärte Eggenschwiler. Einen entsprechenden Antrag hatte man vorsorglich bereits bei der Verkehrsbehörde eingereicht. Bisher hat der Flughafen insgesamt 17 Fluggastbrücken. Einen Zeitplan für die Erweiterung gibt es noch nicht, die Kosten werden auf 50 bis 60 Millionen Euro veranschlagt.