Vorstandskollege Carsten Spohr gilt als Favorit für die Nachfolge von Christoph Franz

Frankfurt. Christoph Franz verlässt den Chefsessel bei der Lufthansa: Der Manager geht auf halber Strecke des von ihm vorangetriebenen Sparkurses zum Schweizer Pharmariesen Roche ab. Seinen bis Ende Mai 2014 laufenden Vertrag bei Europas größter Fluggesellschaft wird Franz nicht verlängern, er soll am 4. März 2014 zum neuen Verwaltungsratspräsidenten des Basler Krebsmedizin-Spezialisten gewählt werden.

Für die Kranich-Linie kommt der Abgang zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn der scharfe Umbaukurs, mit dem sich der Konzern fit machen will für den Wettbewerb mit Billigfliegern wie Ryanair und neuen Rivalen wie Emirates, trägt in vielen Teilen die Handschrift des 53-Jährigen. Insider erwarten daher, dass die Lufthansa einen Nachfolger in den eigenen Reihen suchen wird. Die Börse reagierte negativ: Die Lufthansa-Aktien büßten bis zum Nachmittag 0,4 Prozent ein, während der Leitindex DAX um 0,9 Prozent anzog. „Der Schritt kommt definitiv zur falschen Zeit angesichts der Tatsache, dass die Lufthansa sich inmitten eines Restrukturierungsprogramms befindet“, sagte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. „Fundamental gesehen ist die Nachricht, dass Christoph Franz das Unternehmen verlässt, nichts Gutes“, sagte ein Börsenhändler. Das werfe viele Fragen auf, so zum Beispiel, ob das laufende Sparprogramm auch unter einem neuen Chef weitergeführt wird.

Die Airline baut derzeit 3500 Stellen ab, um wegen des Wettbewerbs und hoher Kerosinpreise ihre Kosten zu drosseln. Alle Konzernbereiche sind von den Einschnitten betroffen – besonders hart trifft es den Passagierbereich. Mit der Rosskur will die Lufthansa ihr operatives Ergebnis bis 2015 auf 2,3 Milliarden Euro steigern. Belegschaft und Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Kürzungen – sie überzogen den Konzern mit einem Streik nach dem anderen. Erst unlängst zog Franz den Zorn der Lufthanseaten auf sich, als er die Belegschaft auf sinkende Betriebsrenten vorbereitete. Ein Lufthansa-Sprecher betonte, dass das Umbauprogramm Score auf jeden Fall weitergeführt wird. Dies sei für die Lufthansa wesentlich. „Nichts wird sich da ändern“, sagte der Sprecher.

Wie ein Konzern-Insider sagte, wird die Suche nach einem neuen Chef am Mittwoch eines der zentralen Themen auf der Aufsichtsratssitzung sein. Erste Namen werden bereits gehandelt. Als ein Favorit gilt in Aufsichtsratskreisen der selbstbewusst auftretende Vorstandskollege Carsten Spohr. Der 46-Jährige ist seit 1994 bei der Lufthansa und dort seit mehr als zwei Jahren für das Passagiergeschäft verantwortlich, also dem Bereich, der am härtesten von den Einschnitten betroffen ist.