Washington/Berlin. Vorentscheidung im Rennen um den Chefposten der mächtigen US-Notenbank Fed: Nach dem überraschenden Verzicht des früheren Finanzministers Lawrence Summers hat Fed-Vizepräsidentin Janet Yellen die besten Karten. Sie wäre in der fast 100-jährigen Geschichte der Zentralbank die erste Frau an der Spitze. Sie steht für eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik des Amtsinhabers Ben Bernanke. Mit ihr dürfte die Fed Experten zufolge noch länger auf Konjunkturhilfen setzen und eine Zinserhöhung auf die lange Bank schieben. Die weltweiten Börsen reagierten sofort: Der Dollar verlor deutlich an Wert, während es an den Aktienmärkten nach oben ging. In Frankfurt erreichte der Dax ein Rekordhoch. An der New Yorker Wall Street legte der Dow-Jones-Index gut ein Prozent zu.

Die Entscheidung über die Berufung trifft US-Präsident Barack Obama womöglich noch im September. Yellen ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin – ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Denn die Fed hat anders als etwa die Europäische Zentralbank nicht nur den Auftrag, für stabile Preise zu sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung. Und sie koppelt ihre Zinspolitik an die Arbeitslosenquote, die mit mehr als sieben Prozent auf einem für amerikanische Verhältnisse hohen Niveau liegt. Die Fed versucht, die Lage mit massiven Konjunkturhilfen zu verbessern. Die Maßnahmen haben aber Nebenwirkungen für die Wirtschaft und sind daher umstritten. Die frühere Berkeley-Professorin Yellen betont, im Zweifelsfall eine höhere Inflation für eine niedrigere Arbeitslosenquote in Kauf zu nehmen.