Gartenschau und Kirchentag als Touristenmagneten. Platz drei bei der Auslastung in Europa hinter London und Paris

Hamburg. Viele Hamburger Hoteldirektoren kommen nicht aus dem Staunen heraus. Seit Tagen ist ihr Haus voll belegt, obwohl es in der Stadt mit 310 Hotels und nahezu 50.000 Betten eine große Konkurrenz zwischen den verschiedenen Häusern gibt. „Dass die Belegung im Sommer so stark ist, hat uns alle überrascht“, sagt Thomas Kleinertz, Direktor vom Hotel The Madison in Hamburg. Andere Manager aus der Branche stimmen ihm zu. Eine 93–prozentige Zimmer-Auslastung konnte das Madison im August erreichen – so viel wie nie zuvor.

„Der internationale Kongress der Lions in Hamburg sowie der Kirchentag hatten natürlich Einfluss auf die guten Belegungszahlen“, sagt Nikolaus Kaiser von Rosenburg, Direktor vom Baseler Hof und Sprecher der Fachgruppe der Hamburger Hotels. Aber er hat noch eine andere Begründung: „Dieses Jahr gab es erstmals seit Jahren keine Neueröffnung von Hotels in der Stadt. Damit konnten die bereits bestehenden Betriebe tatsächlich vom Zuwachs bei den Übernachtungen profitieren.“

Hinzu kam, dass die Hamburger Sommerferien bereits Ende Juli vorbei waren. „Das bescherte uns schon früh wieder Geschäftsreisende.“ Das Hotel ist zu mehr als 80 Prozent ausgelastet. Normalerweise sind es um die 70 Prozent. Das Hotel Grand Elysée, das im vergangenen Jahr eine Auslastung von 72 Prozent hatte, erreicht aktuell nach eigenen Angaben rund 82 Prozent – obwohl der durchschnittliche Zimmerpreis um elf Prozent erhöht wurde.

Vom guten Sommer konnte auch das Arcotel Rubin profitieren. „Wir hatten eine stark erhöhte Nachfrage“, sagt Direktor Rainer Müller. Eine Auslastungszahl seines Hauses wollte er nicht nennen, aber nach Informationen des Abendblatts liegt sie zwischen 94 und 95 Prozent. „Durch die Internationale Gartenschau hatten wir erheblich mehr englischsprachige Gäste als im vergangenen Sommer“, so Müller. Vor allem an den Wochenenden war das Hotel oft ausgebucht. „Glücklicherweise konnten wir die Gäste an unser Schwesterhotel Arcotel Onyx verweisen.“

Andere Herbergen ohne Schwesterhotel kamen wegen der hohen Nachfrage durchaus in die Bredouille. Sie hatten, aus Furcht, dass einige Gäste wieder absagen würden, um einige Personen überbucht. Doch dann kamen doch alle Gäste. So mussten sie einige in andere Häuser ausquartieren. „Wir hatten etwa ein Dutzend Gäste von anderen Hotels übernommen“, sagt Oliver Staas vom Radison Blu am Dammtor. Zwar ist sein Haus auch zu mehr als 90 Prozent gebucht, aber bei 565 Zimmern gab es noch etwas Luft. Auch er hatte viele englische Gäste. „Jeder Ausländer, der nach Hamburg kommt und zu Hause über die Stadt spricht, macht Werbung für Hamburg“, hofft er. Das wäre für die Stadt gut, denn bei ausländischen Besuchern hat die Metropole immer noch Nachholbedarf.

Die gute Auslastung hat ihren Preis. Jedes Jahr investiert die Branche Millionen in ihre Häuser. Am meisten dürfte derzeit in das Vier Jahreszeiten (Auslastung mehr als 80 Prozent) fließen. Der neue Eigentümer, die Dohle Gruppe, hat zum Beispiel das Top-Restaurant Haerlin mit seinen zwei Michelin-Sternen renoviert und vor drei Wochen wiedereröffnet. „Jetzt ist das Spa dran“, sagt Verkaufsleiter Joerg Zimmermann. „Wir planen eine Dachterrasse, zudem wird die Fassade neu gemacht sowie alle Suiten und Zimmer.“

Nikolaus Kaiser von Rosenburg hat nach der Senkung der Mehrwertsteuer für die Branche von 19 auf sieben Prozent in 2010 jedes Jahr rund eine Million Euro in sein Haus investiert. In diesem Jahr hat er das ehemalige Bürogebäude der Hamburger Bischöfin angemietet. Dort sollen sechs Suiten und Tagungsräume entstehen. Auch das Restaurant soll renoviert werden. „Wir eröffnen am Montag zudem einen neuen Weinkeller.“

Knapp 13 Millionen Euro gibt das Grand Elysée in den nächsten drei Jahren aus. „Wir renovieren 350 der 511 Zimmer und erneuern unser italienischen Restaurant Piazza Romana“, sagt Stephan von Bülow, Geschäftsführer der Block-Gruppe, zu der neben den Block-House-Betrieben auch das Hotel gehört. Marlies Head, Inhaberin des Madison, konnte im ersten Halbjahr ihren Umsatz um drei Prozent auf 4,1 Millionen Euro und die Belegung um 1,5 auf 83,5 Prozent steigern. Auch sie investiert dieses Jahr 350.000 Euro.

Mit einer Dachterrasse im 26. Stock will Oliver Staas vom Radisson Blu punkten. Zudem wird in dem Haus, das vor wenigen Jahren für 40 Millionen Euro komplett renoviert wurde, Ende Oktober in den Räumen des ehemaligen Trader Vic’s ein neues Restaurant eröffnen. Über die Details schweigt sich Staas noch aus. „Wir kommen mit einem völlig neuen Konzept“, sagt er.

Bereits im ersten Halbjahr waren die Hamburger Hotels mit einer Auslastung von 75 Prozent – und damit 3,4 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich – bundesweit an der Spitze (siehe Tabelle). Sie lagen damit nach einer Erhebung des deutschen Hotelverbandes deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 64,2 Prozent. Auch europaweit präsentierte sich die Stadt in punkto Zimmerbelegung hervorragend. Nach London und Paris belegte die Hansestadt den dritten Platz im Städteranking.