Die Beratungsfirma des Autobauers plant, am neuen Standort in Eppendorf die Mitarbeiterzahl bis 2018 zu verdoppeln

Hamburg. Das Unternehmen ist eine große Nummer in der deutschen Beratungsszene. Es arbeitet unter anderem für Airbus, Lufthansa Technik und die Meyer Werft in Papenburg. Jetzt hat Porsche Consulting eine Niederlassung in Hamburg eröffnet. 40 Mitarbeiter sind im ersten Schritt im Zeughaus-Quartier in Eppendorf beschäftigt, bis 2018 soll sich die Anzahl auf 80 verdoppeln, wie Unternehmens-Chef Eberhard Weiblen sagte. Wer sich bewerben will, muss unter anderem eine mehrjährige Praxis vorweisen. Diese darf aber aus ganz unterschiedlichen Branchen stammen, so der Chef. Hamburg ist neben dem Hauptsitz in Bietigheim-Bissingen die zweite Niederlassung der Consultingfirma in Deutschland. Weitere Büros gibt es in Mailand, Atlanta, Shanghai und Sao Paulo.

„Ein festes Standbein in der Hansestadt war schon lange unser großer Wunsch. In der Hafen- und Wirtschaftsmetropole mit Weltruf sind wir ab sofort noch näher an vorhandenen und künftigen Klienten“, so Weiblen. Porsche Consulting berät in Norddeutschland vor allem Unternehmen aus dem Schiffbau, der Luft- und Raumfahrt, dem Fahrzeug- und Maschinenbau sowie der Medienbranche. Im Fokus stehen aber auch jüngere Branchen: „Wir werden unser Engagement im Bereich alternative Energien und Windkraft verstärken“, sagt Oliver Kayser, Partner bei Porsche Consulting und zugleich Leiter des neuen Büros. Die Hamburger Mitarbeiter, die fast alle aus dem Norden kommen, sind bereits jetzt gut ausgelastet.

Weiterhin bleibt die Autoindustrie ein Schwerpunkt der 100-prozentigen Porsche-Tochter. Rund 30 Prozent des Umsatzes werden allein aus der Zusammenarbeit mit der Mutter erzielt. Darüber hinaus berät Porsche Consulting pro Jahr rund 200 weitere Unternehmen, die nicht zum Konzern gehören, in mehr als 570 Projekten. Der Umsatz kletterte 2012 um 19 Prozent auf 83,5 Millionen Euro. Ein Viertel der Erlöse stammt von Kunden aus dem Ausland. Das Unternehmen berät aber nicht nur Klienten aus der Industrie. „In Freiburg haben wir einmal honorarfrei ein Krankenhaus auf mehr Effizienz getrimmt, etwa durch die Veränderung der betrieblichen Abläufe“, so Weiblen. „Danach meldeten sich 70 Kliniken, die uns engagieren wollten.“ Auch Banken kamen im Lauf der Zeit auf die Porsche-Tochter zu sowie Pharmafirmen oder auch Unternehmen aus der Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie wie etwa Bahlsen und Zentis. Für die Lufthansa Technik haben sich die Tipps der Experten gelohnt. Porsche Consulting ist es laut Weiblen gelungen, die Wartungszeit für einen Airbus 340 von 36 auf 26 Tage zu verringern.

Unternehmensberatungen gibt es viele in der Welt, doch die 1994 gegründete Consultingfirma von Porsche hat eine ungewöhnliche Vergangenheit. 1992 kam der langjährige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking als Produktionsvorstand zu dem Sportwagenhersteller, mit dem Auftrag, das Werk in Zuffenhausen zu sanieren. Porsche lag danieder, die Produktionskosten waren hoch, die Absatzzahlen zu niedrig. „Als führend in der Welt galt damals Toyota“, so Weiblen. Wiedeking hat es als erster europäischer Unternehmer tatsächlich geschafft, japanische Toyota nahestehende Berater nach Stuttgart-Zuffenhausen zu holen. Sie wandten ihre zehn japanischen Kaizen-Regeln an, die eine „Veränderung zum Guten“ bringen sollten. Unter dieser Philosophie geht es um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der von den Mitarbeitern getragen, gelebt und vor allem vorangetrieben wird. Ganze vier Wochen dauerte die Ausbildung von Porsche-Beschäftigten im Kaizen-Institut in Tokio.

Allein mit der Theorie hat man sich nicht lange aufgehalten. Man packte das Problem an. Einige Porsche-Arbeiter waren an dem Umstrukturierungsprozess beteiligt – und begeistert. Denn sie wurden von den Japanern ernst genommen. Teile ihrer Verbesserungsvorschläge wurden auch umgesetzt. „Nachdem die Restrukturierung gelungen war, gingen die meisten wieder an ihre alten Arbeitsplätze zurück, so Weiblen. „Doch dann kamen auf einmal andere Unternehmen auf uns zu, die auch von den in Deutschland damals noch unbekannten Kaizen-Techniken profitieren wollten“, so Weiblen. Porsche nutzte die Nachfrage und gründete die eigene Consultingfirma. „Unser erster Kunde war der Autozulieferer Recaro“, erinnert sich Weiblen. Weitere kamen, darunter auch viele Zulieferfirmen von Porsche. Die Managementberatung wuchs, inzwischen beschäftigt das Unternehmen an mehreren Standorten 355 Mitarbeiter.

Der zweite Kunde, ein Möbelhersteller aus Süddeutschland sagte von Anfang an, dass er das Beraterteam von Porsche nicht bezahlen könne. „Wir haben uns einfach mit Möbeln bezahlen lassen und konnten damit unser erstes Büro schön einreichten“, so Weiblen. Die Beratung hat offenbar gewirkt. Laut Weiblen existiert das Unternehmen immer noch.