Arbeitnehmer haben bessere Chancen auf „normale“ Stellen

Berlin. Die Angst, dass Zeitarbeit, Mini- und Teilzeitjobs reguläre Arbeitsplätze verdrängen, könnte nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zurückgehen. In Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich mehr zusätzliche reguläre Jobs entstanden. Ihre Zahl erhöhte sich 2012 um 504.000 auf 24,2 Millionen. „Für Unternehmen ist es mittlerweile schwieriger als noch vor zehn Jahren, Personal zu finden“, begründete der Experte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Enzo Weber, die Entwicklung. „Damit verbessern sich die Chancen für die Arbeitnehmer auf reguläre Jobs.“ So würden befristet Beschäftigte häufiger übernommen.

Die Zahl der „atypisch“ Beschäftigten, die bis zu 20 Wochenstunden arbeiten, befristet eingestellt sind oder an ein Unternehmen ausgeliehen sind, sank dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 146.000 auf 7,89 Millionen, teilte das Bundesamt am Mittwoch mit.

Damit setze sich die Entwicklung der letzten Jahre fort, bei der sich die Zunahme atypischer Beschäftigung verlangsamt habe und jetzt sogar etwas rückläufig sei, erklärte das Amt. Der Anteil atypisch Beschäftigter an allen Erwerbstätigen ging zwischen 2011 und 2012 von 22,4 auf 21,8 Prozent zurück. Seit 1991 war der Anteil atypisch Beschäftigter von damals 12,8 Prozent nahezu kontinuierlich gestiegen und erreichte 2007 seinen bislang höchsten Wert von 22,6 Prozent. Seitdem blieb er knapp unter diesem Niveau.

Die größte Gruppe unter den atypisch Beschäftigten sind Teilzeitbeschäftigte mit bis zu 20 Wochenstunden. Ihre Zahl liegt bei rund fünf Millionen. 2,7 Millionen Arbeitnehmer wiederum sind befristet beschäftigt, 2,5 Millionen arbeiten als Minijobber und 745.000 als Zeitarbeiter. Gewerkschaften und Sozialverbände beklagen seit Langem die Ausweitung der „prekären“ Beschäftigung. Der DGB fordert regelmäßig, Minijobs zurückzudrängen und Zeitarbeit zu regulieren. Für die Gewerkschafter sind die abgabefreien Minijobs der „Motor des Niedriglohnsektors“ und der direkte Weg in die Altersarmut. Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erklärt den Rückgang der atypischen Beschäftigung auch mit der stabilen Konjunktur und der anhaltend hohen Nachfrage der Unternehmen nach Fachkräften. Die Firmen seien heute eher bereit, Risiken einzugehen und Arbeitskräfte Vollzeit und unbefristet einzustellen als noch vor einigen Jahren.