Nun kann das Geschäft nur noch an der Kartellbehörde scheitern

München. Der Knoten ist durchschlagen. Mit dem Schwenk von Multimilliardär Carlos Slim ins Lager der Unterstützer hat die Übernahme von E-Plus durch Telefónica Deutschland (O2) eine hohe Hürde genommen. Die Abstimmungen der Aktionäre beider Unternehmen wird damit zum Selbstläufer. Das Milliardengeschäft im deutschen Mobilfunkmarkt ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Eine Übernahme würde die Anzahl der Anbieter auf dem hart umkämpften Feld von vier auf drei verringern. Und das sehen die Wettbewerbshüter kritisch.

Noch ist nicht entschieden, welche Kartellbehörde das Geschäft prüfen wird: Das Bundeskartellamt oder die angesichts der Größe des Geschäfts zuständige EU-Kommission. Kartellamtschef Andreas Mundt jedenfalls betrachtet sein Haus als zuständig. „Sollte Telefónica Deutschland den Zusammenschluss mit E-Plus anmelden, gehört der Fall aus unserer Sicht eindeutig nach Bonn“, hatte Mundt vor wenigen Tagen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt.

Der Grund: „Dass ein solcher Zusammenschluss erhebliche Folgen für den Wettbewerb hätte und in all seinen Facetten genau geprüft werden muss, liegt auf der Hand.“ Für das Geschäft könnte das durchaus noch Probleme bringen. Als die Deutsche Telekom ihre US-Mobilfunksparte an AT&T verkaufen wollte, schalteten die Wettbewerbshüter auf stur: Wenn die Nummer zwei die Nummer vier schluckte, würden sich die verbleibenden drei Anbieter weniger Konkurrenz machen, sagte die Behörde.

Für Deutschland muss das nichts heißen. „Es kommt allein auf die Marktverhältnisse in Deutschland an“, sagte Mundt.

Carlos Slim ging es wohl vor allem ums Geld. Das Verhältnis zwischen der niederländischen E-Plus-Mutter KPN und ihrem Großaktionär war nie besonders gut. Im Sommer vergangenen Jahres war Slim mit seinem Unternehmen America Movil gegen den Willen der KPN-Führung mit knapp 30 Prozent eingestiegen. Als KPN den Verkauf der Ertragsperle E-Plus ankündigte, eskalierte die Lage. Slim fand den Preis zu niedrig und sperrte sich. Um das Geschäft zu stoppen, drohte er damit, KPN komplett zu übernehmen.

KPN wiederum setzte Slim die Pistole auf die Brust und lud für den 2. Oktober zur Hauptversammlung. Doch stimmberechtigt sind nur die Aktionäre, die ihre Papiere bereits am 4. September gehalten haben. Denkbar ist, dass Slim einfach die Zeit fehlte, seinen Anteil bis dahin auszubauen. Nun ist ihm Telefónica entgegengekommen. Eine halbe Milliarde Euro ist die Offerte nun schwerer. Das dürfte Slim das Einverständnis versüßt haben. Auf Seiten der Geschäftspartner ist der Verkauf damit durch. Widerstand haben beide Seiten hier nicht mehr zu befürchten.