Erstmals seit drei Monaten steigt der Preis für die Feinunze über die Marke von 1400 US-Dollar. Dass sich über kurz oder lang die geldpolitische Wende abzeichnet, daran zweifeln nur wenige Beobachter.

Frankfurt. Kaum ein Thema polarisiert Anleger so stark wie Gold: Während Fans das Edelmetall nach wie vor als Krisen- und Inflationsschutz sehen, hatten sich Profianleger in Scharen aus dem Markt verabschiedet. Dreh- und Angelpunkt am Goldmarkt ist derzeit die Frage: Wird die US-Notenbank Fed ihre Flut billigen Geldes rasch eindämmen oder nicht? Neue Konjunkturdaten aus den USA wurden am Freitag als möglicher Hinweis auf eine zunächst weiter ungebremste Geldschwemme gedeutet. Prompt schoss der Goldpreis in die Höhe. Das gelbe Edelmetall gilt vielen Anlegern nach wie vor als Absicherung gegen Geldentwertung infolge einer Liquiditätsflut. Am Montag setzte sich der Aufwärtstrend fort – erstmals seit fast drei Monaten stieg der Kurs für eine Feinunze des gelben Edelmetalls (31,1 Gramm) wieder über die Marke von 1400 Dollar.

Dem „Comeback“ war allerdings ein Ausverkauf vorausgegangen: Anfang April stand der Goldpreis noch bei 1600 Dollar. Einen Monat später warfen institutionelle Anleger nach Verkaufsempfehlungen von führenden Investmentbanken und Hedgefonds-Managern in großem Stil Gold auf den Markt. Ende Juni fiel der Preis mit 1180 Dollar auf den tiefsten Stand seit drei Jahren – Experten sprachen vom „Gold-Crash“. Anleger erwarteten, dass die US-Notenbank Fed bald weniger ultrabilliges Geld in die Finanzmärkte pumpt. Seitdem wurden aber immerhin 18 Prozent wieder aufgeholt. Allein am vergangenen Freitag kletterte der Goldpreis innerhalb von Minuten um etwa 30 Dollar nach oben. Auslöser war laut Analysten ein überraschender Einbruch bei den Häuserverkäufen in den USA. Der Rückgang hätte kurzzeitig die Frage aufgeworfen, ob die Fed – wie erwartet – wirklich bereits im September anfängt, ihre Geldschleusen langsam wieder zu schließen, so Händler. Die Notenbank hat bis Jahresende eine Drosselung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe zum Ankurbeln der Wirtschaft angekündigt. Das gilt aber nur, solange die US-Wirtschaft in Schwung bleibt. Jede schwache Konjunkturzahl löst seither Spekulationen auf eine Geldschwemme aus. Das spielt Gold-Fans in die Karten, die in der Geldflut der Notenbanken Inflationsrisiken wittern.

Dass sich über kurz oder lang die geldpolitische Wende abzeichnet, daran zweifeln nur wenige Beobachter. Die jüngste Erholung beim Goldpreis sei deshalb eine „Stabilisierung, aber kein nachhaltiger Richtungswechsel“, schreibt Heinrich Peters von der Landesbank Hessen-Thüringen. Auch Ole Hansen (Saxo Bank) sieht beim Goldpreis nur begrenzt Luft nach oben: „Ich denke, bis zu 1415 US-Dollar je Feinunze sind noch drin, aber dann sind auch erneute Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen.“ Ohnehin seien zuletzt neben der US-Geldpolitik auch andere Faktoren preistreibend gewesen, sagt Eugen Weinberg (Commerzbank): „Offenbar geben unter anderem die geopolitischen Risiken im Nahen Osten und Nordafrika Gold Unterstützung.“ Zudem werde der jüngste Preisanstieg von spekulativen Finanzinvestoren begleitet. Die Wetten auf einen steigenden Goldpreis zogen zuletzt um rund 30 Prozent an. Dagegen sei die Zahl der Optionsgeschäfte auf einen fallenden Goldpreis auf den niedrigsten Stand seit Mitte Februar gefallen. Das könnte für eine weitere Erholung sprechen.