Hamburg. Drei Monate nach dem Ausstieg von Karstadt aus dem Tarifvertrag verhandelt die Kaufhauskette wieder mit der Gewerkschaft Ver.di. Nach informellen Sondierungsgesprächen sei deutlich geworden, „dass ein Aufeinanderzugehen erforderlich ist, um zu einer gemeinschaftlich erarbeiteten Lösung zu gelangen“, schrieben Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz und Gesamtbetriebsrat-Chef Hellmut Patzelt an die eigenen Mitarbeiter. Ein Ergebnis wollen die beiden Parteien im Oktober präsentieren.

„Wir erarbeiten derzeit die Eckpunkte der anstehenden Verhandlung“, heißt es in dem Schreiben. Es sei daher „noch zu früh, um konkrete Aussagen treffen zu können“. Es seien weitere Gesprächstermine mit Ver.di vereinbart, in der ersten Oktoberhälfte solle „das erarbeitete Ergebnis“ präsentiert werden. Karstadt hatte Mitte Mai überraschend den Tarifvertrag für den Einzelhandel gekündigt, um eine hausinterne Regelung auszuhandeln. Für die Mitarbeiter entfallen damit unter anderem bis 2015 Gehaltserhöhungen, die tarifvertraglich vereinbart sind. Die Entscheidung der Geschäftsführung war bei Ver.di und bei den Mitarbeitern auf heftige Kritik gestoßen. In einzelnen Filialen traten die Mitarbeiter in Warnstreiks. Die Gewerkschaft kritisierte, die Karstadt-Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren auf insgesamt 650 Millionen Euro verzichtet und würden nun wieder mit Einkommensverzicht gestraft.

Karstadt steckt in der Krise. 2010 war die Kaufhauskette nach der Pleite des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor vom US-deutschen Investor Nicolas Berggruen übernommen und damit vor dem Aus bewahrt worden. Berggruen versprach, Arbeitsplätze zu erhalten und die Filialen zu modernisieren.