Harter Sparkurs hilft zweitgrößter deutscher Fluggesellschaft bislang noch nicht aus der Krise

Berlin. Air Berlin kommt mit seiner tiefgreifenden Sanierung nur im Schneckentempo voran. Auch zu Beginn des Sommergeschäfts verdient Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft kein Geld. Ihr Kapitalpolster ist verbrannt, und hinter die Jahresziele setzt selbst Konzernlenker Wolfgang Prock-Schauer ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt bereits ein Fragezeichen. Die Trendwende soll in den nächsten Quartalen kommen. Entscheidend ist nun, wie die Geschäfte in der Urlaubshochsaison - insbesondere im Juli und August - laufen.

An den bisherigen Zielen werde festgehalten, sagte Prock-Schauer am Donnerstag im Quartalsbericht. „Wegen der gesamtwirtschaftlichen Eintrübung und des Marktumfelds ist die Zielerreichung allerdings zunehmend anspruchsvoller geworden.“ Für dieses Jahr peilt der Lufthansa-Rivale einen operativen Gewinn und Einsparungen von 200 Millionen Euro an.

Die Erfolge des Sanierungsprogramm Turbine seien in der ersten Jahreshälfte noch nicht voll sichtbar geworden, hieß es. „Planmäßig sollen sie sich größtenteils ab dem dritten Quartal niederschlagen.“ Neben Turbine setze Air Berlin aufgrund des schwierigeren Umfelds noch „weitere Maßnahmen“ um.

Nach einer übereilten Expansion und hohen Verlusten hat sich Air Berlin eine Rosskur verordnet, dem jede Zehnte der 9000 Stellen zum Opfer fällt. Der Personalabbau werde wie geplant vorangetrieben, zum Monatsende Juli habe die Fluggesellschaft bereits 300 Vollzeitstellen abgebaut. Die Zahl der geflogenen Strecken dampfte Air Berlin im zweiten Quartal auf 440 ein, im Vorjahr hatte die Fluggesellschaft noch 520 Verbindungen. Insgesamt schrumpften die Kapazitäten um 8,4 Prozent, der Umsatz verringerte sich um 1,8 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal lag der operative Verlust (Ebit) bei 8,1 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 29,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich konnte Air Berlin den Verlust auf 38 Millionen Euro eindämmen, nachdem vor Jahresfrist noch ein Minus von 99,8 Millionen Euro gestanden hatte.

Nach den Verlusten verfügt Air Berlin über kein Kapitalpolster mehr. Das Eigenkapital lag Ende Juni bei minus 116,3 Millionen Euro, Ende März betrug das Minus noch 53,1 Millionen Euro. Dafür seien die Kosten für den Konzernumbau sowie die traditionell schwache Ertragslage im ersten Halbjahr verantwortlich, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. „Die Zielgröße, mittelfristig eine Eigenkapitalquote von 15 bis 20 Prozent zu erreichen, bleibt erhalten.“ Die Airline Etihad hält knapp 30 Prozent an Air Berlin und hatte die Fluggesellschaft wiederholt mit Finanzspritzen gestützt.