Betriebsrat des Energieversorgers ist alarmiert. Mitarbeiterversammlung im CCH mit Bürgermeister. Stellenabbau hat schon begonnen

Hamburg. Das massive Sparprogramm, das der schwedische Vattenfall-Chef Øystein Løseth vor einigen Wochen angekündigt hat, trifft auch den Standort Hamburg mit seinen mehr als 4000 Vattenfall-Mitarbeitern. „300 bis 500 Beschäftigte könnten in der Hansestadt betroffen sein“, sagt Rainer Kruppa, Chef des Gesamtbetriebsrats von Vattenfall. Einen Teil des Abbauprogramms hat der Energieversorger bereits in diesem Jahr ohne großes Aufsehen umgesetzt. Aber Zahlen, wie viele Beschäftigte in der Hansestadt bislang konkret betroffen waren, nannte das Unternehmen nicht. Der Abbau geht in Hamburg also noch weiter.

Zudem wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Nachdem die schwedische Mutter 2012 Abschreibungen in Höhe von 3,4 Milliarden Euro verkraften musste, hat Løseth im Frühjahr verkündet, dass der Konzern 2500 Stellen abbauen werde, davon 1500 in Deutschland. Mit dieser und anderen Maßnahmen will Vattenfall 2014 konzernweit 285 Millionen Euro einsparen.

Auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch, zu der rund 2000 Mitarbeiter ins Hamburger CCH kamen, appellierte Kruppa an die schwedischen Eigner, den Stellenabbau in Kooperation mit dem Betriebsrat „hanseatisch fair“ zu gestalten. Mit Druck könnten die Schweden auch nicht viel erreichen. Denn bei den letzten Tarifverhandlungen des Versorgers konnten die Arbeitnehmervertreter einen Vertrag zur Beschäftigungssicherung der insgesamt rund 19.000 Mitarbeiter im Konzern bis 2017 durchsetzen. Somit sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Deshalb versucht Vattenfall derzeit auch in Hamburg, weitere Mitarbeiter für Vorruhestandsregelungen zu gewinnen oder sie mit Abfindungen aus dem Unternehmen herauszukaufen. Auch in den nächsten Tagen soll es Informationsveranstaltungen zum Thema Vorruhestand für die Mitarbeiter geben. „Jeder muss genau nachrechnen, ob sich das Modell für ihn rechnet“, sagte ein Betroffener am Mittwoch.

Nicht nur der Stellenabbau belastet derzeit den Konzern und die Beschäftigten, sondern auch die Tatsache, dass der Mutterkonzern sich laut einer Entscheidung von Løseth im kommenden Jahr in eine nordische und eine kontinentaleuropäische Einheit spalten soll. Wie genau dies geschehen wird, ist noch nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der bisherige Deutschland-Chef Tuomo Hatakka die neue Tochter künftig leiten soll. Hatakka war am Mittwoch extra aus der Berliner Firmenzentrale ins Hamburger CCH gekommen. Er verwies in seiner Rede unter anderem darauf, dass sich die gesamte Energiebranche im Umbruch befinde und sagte, dass die Beschäftigungsgarantie von Vattenfall etwas Besonderes sei. Andere Energie-Unternehmen hätten mit ihren Betriebsräten keine Beschäftigungsgarantie vereinbart.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nutzte die Betriebsversammlung, um sein Bekenntnis zur Zusammenarbeit der Stadt mit Vattenfall im Rahmen der Energiewende zu erneuern. Hamburg habe sich mit wenigen Mitteln einen großen Einfluss auf die Hamburger Energieversorgung gesichert, sagte der Bürgermeister nach Angaben von Zuhörern. Die Stadt hat sich mit 25,1 Prozent an den Hamburger Strom- und Gasnetzen von Vattenfall und E.on Hanse beteiligt.

Ob diese Partnerschaft langfristig gelten wird, dürfte sich spätestens am 22. September zeigen. Dann stimmen die Hamburger nicht nur bei der Bundestagswahl über die künftige Regierung ab, sondern entscheiden in einem Volksentscheid auch darüber, ob die Stadt verpflichtet werden soll, die gesamten Netze der Hamburger Energieversorger für einem Milliardenbetrag zu übernehmen.

Das möchte der Hamburger Senat aber auf jeden Fall vermeiden. Schließlich setzt Hamburg darauf, dass die Stadt mit ihrer Sperrminorität von 25,1 Prozent die wichtigsten Vorhaben im Rahmen der Energiewende beeinflussen kann.