Klavierbauer wechselt für 512 Millionen Dollar den Besitzer

New York/Hamburg. Die knapp 300 Beschäftigen beim Hamburger Klavierhersteller Steinway & Sons müssen sich auf einen neuen Besitzer einstellen. Der legendäre Konzertflügel-Hersteller mit seiner Produktion in Bahrenfeld und im New Yorker Stadtteil Queens ist mit der Muttergesellschaft Steinway Musical Instruments von einem Hedgefonds-Manager übernommen worden. John Paulson zahlt nach einem kurzen Übernahme-Scharmützel 512 Millionen Dollar (386 Millionen Euro) für das US-Unternehmen mit deutschen Wurzeln. An der Qualität der Musikinstrumente werde sich nichts ändern, sagte Paulson am Mittwoch: „Es sind die besten der Welt.“

Anfang Juli hatte zunächst der Finanzinvestor Kohlberg & Company für das börsennotierte Unternehmen 35 Dollar pro Aktie und insgesamt 438 Millionen Dollar geboten. Am Montag teilte Steinway mit, dass dem US-Konzern ein neues Angebot über 38 Dollar je Anteilsschein vorliege. Kohlberg stieg daraufhin aus dem Bieterrennen aus. Zwei Tage später machte die Beteiligungsgesellschaft Paulson & Co ihre Offerte von 40 Dollar pro Papier öffentlich. Der Verwaltungsrat von Steinway nahm das Angebot an. Nun sind noch die Aktionäre am Zug, die sich über ein Kursplus von mehr als 80 Prozent in diesem Jahr freuen können. Auch die Wettbewerbshüter müssen noch zustimmen. Geht alles glatt, verschwindet Ende September das Kürzel „LVB“ – als Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven – von der Börse. Allerdings haben anderen Interessenten noch 25 Tage Zeit, um Paulsons Offerte zu überflügeln.

Paulson liegt laut dem US-Magazin „Forbes“ auf Platz 91 in der Liste der reichsten Menschen der Welt. Das Vermögen des 57-Jährigen wird demnach auf 11,2 Milliarden Dollar geschätzt. Paulson gilt als der große Gewinner der US-Immobilienkrise. Er wettete auf einen Zusammenbruch des Häusermarktes in den Staaten und gewann damit im Jahr 2007 rund 3,7 Milliarden Dollar. An der Wall Street galt er seitdem als Hedgefonds-König. Doch zwischenzeitlich musste er einige Rückschläge hinnehmen. So soll das von Paulson & Co verwaltete Vermögen innerhalb von zwei Jahren von 36 Milliarden auf zuletzt 18 Milliarden Dollar gesunken sein. Als Anlage bevorzugte er lange Zeit Gold, ehe er jüngst vermehrt als Käufer von Ländereien auftrat.

Welche Auswirkungen der Verkauf auf die Hamburger Beschäftigten hat, ist unklar. Aus dem Firmensitz am Rondenbarg gab es auf Anfrage des Abendblattes keine Stellungnahme. Bei der Kohlberg-Offerte hatte Europa-Chef Werner Husmann gesagt: „In meiner Zeit bei Steinway habe ich vier Eigentümerwechsel erlebt, und jedes Mal hat sich die Situation verbessert.“ Paulsons Worte aus der Mitteilung klingen zunächst einmal nicht schlecht: „Das Unternehmen hat ein erprobtes Geschäftsmodell und hoch qualifizierte Mitarbeiter, was ein starkes Fundament für die weitere Expansion darstellt.“