Hamburger Kupferhütte leidet unter Preisverfall bei Kupfer und Edelmetallen. Schwache Nachfrage in Europa

Hamburg. Die Hamburger Kupferhütte Aurubis erwischt es derzeit zweifach: Im Geschäftsjahr 2012/13, das am 30. September endet, häufte sich in den vergangenen drei Quartalen ein Verlust in Höhe von 210 Millionen Euro an, während zur Vorjahreszeit noch 295 Millionen Euro Gewinn in der Bilanz standen. Hinzu kommt, dass im vierten Quartal keine Aufholjagd möglich wird, weil die Kupferhütte wegen Wartungsarbeiten im September und Oktober heruntergefahren werden muss. Das belastet das Unternehmen auf der Veddel.

Die Gründe für die aktuellen Verluste liegen in einem starken Preisrutsch bei Edelmetallen wie Gold sowie bei Kupfer. Das hatte hohe Abschreibungen in den Metall-Lagerbeständen des Unternehmens zur Folge. So kostete etwa eine Tonne Kupfer vor Jahresfrist 7869 Dollar, während sie derzeit nur noch mit 7148 Dollar bewertet wird.

Zudem war die Nachfrage nach dem Nichteisen-Metall in Europa in den vergangenen Monaten gesunken. Vor allem die Autoindustrie, einer der großen Kunden des Hamburger Unternehmens, hielt sich mit Bestellungen zurück, während es in Nordamerika weiterhin zahlreiche Käufer für Kupfer gab.

Auch Schwellenländer wie China und Indien orderten weniger. Das schmerzt Hersteller wie Aurubis besonders stark, denn Asien wurde in den vergangenen Jahren zur zentralen Wachstumsregion für Kupfer. Mit einem jährlichen Bedarf von etwa 5,1 Millionen Tonnen kommen inzwischen rund 27 Prozent der gesamten Weltnachfrage für das Nichteisen-Metall aus China.

Im gewöhnlichen Geschäftsbetrieb war die Hamburger Hütte allerdings profitabel. Das Ergebnis vor Steuern liegt bislang bei 133 Millionen Euro, nach 247 Millionen in den ersten drei Quartalen des vorigen Geschäftsjahres. Der Umsatz verringerte sich jedoch um sechs Prozent auf 9,6 Milliarden Euro.

„Die Produktionsleistung war konzernweit gut, die Märkte entwickelten sich jedoch uneinheitlich“, sagte Aurubis-Chef Peter Willbrandt. Während die Preise für Kupferprodukte, Schwefelsäure sowie Altkupfer unter Druck blieben, lagen laut Willbrandt die Vergütungen für das Aufschmelzen von Kupferkonzentrat oder Schrott auf hohem Niveau.

Das Hamburger Unternehmen mit weltweit 6500 Mitarbeitern erhält für das Aufschmelzen Gebühren. Bei der Verarbeitung fällt auch Schwefelsäure an, die an die Chemieindustrie verkauft wird. Deren Nachfrage war zuletzt aber geringer und die Preise niedrig. „Leider spiegelt das Ergebnis wegen der negativen Bewertungseffekte im dritten Quartal die Unternehmensleistung nicht wider“, so der Aurubis-Chef. Insgesamt stuft Willbrandt die Lage auf dem weltweiten Kupfermarkt trotz der konjunkturellen Unsicherheiten als gut ein. Die Kupferpreise werden seiner Meinung nach um die Marke von 7000 Dollar je Tonne pendeln.

„Unter Berücksichtigung des Ergebnisses der ersten drei Quartale erwarten wir für das Gesamtjahr ein deutlich unter Vorjahr liegendes Ergebnis. Gleichwohl blicken wir nach erfolgreichem Abschluss unseres Wartungsstillstandes in Hamburg zuversichtlich in das kommende Geschäftsjahr 2013/14“, sagte Willbrandt, ohne Zahlen zu nennen.

In den vergangenen Jahren hat sich die weltweite Nachfrage nach Kupfer fast verdoppelt. 1980 wurden noch rund neun Millionen Tonnen Kupfer pro Jahr gefördert, heute liegt die produzierte und verarbeitete Menge an Kupfer bei etwa 19 Millionen Tonnen jährlich. Trotz der negativen Nachrichten konnte sich die Aktie am Dienstag Nachmittag um gut drei Prozent auf 44,17 Euro verbessern. Wohl auch deshalb hat die Privatbank Hauck & Aufhäuser ihre Einstufung des Papiers auf „Kaufen“ belassen. Das dritte Geschäftsquartal des Kupferherstellers sei erwartet schwach ausgefallen, schrieb Analyst Henning Breiter in einer Studie. Er könne den Optimismus der Unternehmensführung zu den Aussichten für das kommende Geschäftsjahr aber durchaus teilen. Auch die Commerzbank rät zum Kauf. Sie nennt ein Kursziel von 50 Euro. Das vorgelegte Zahlenwerk habe insgesamt nach der jüngsten Gewinnwarnung nichts Neues mehr gebracht, so Analyst Ingo-Martin Schachel. Eine eventuelle Kursschwäche wie in den vergangenen Wochen betrachte er als gute Kaufgelegenheit.

Dass „die Rekordjagd von Aurubis beendet“ ist, sagt hingegen Oliver Drebing, Analyst bei SRH Alsterresearch in Hamburg. Er rät zum Verkauf der Aktie. „Wir halten die Korrektur der Rohstoff- und Edelmetallnotierungen noch nicht für abgeschlossen“, sagt er. Dem Papier fehlten Antriebskräfte und mit den nachlassenden Bestellungen durch die Autobranche auch wichtige Kunden. Drebing rät zum Verkauf der Aktie und erwartet ein Kursziel von 38 Euro.

Die Börse irritierte dies nicht. Gegen Abend machte die Aurubis-Aktie weiteren Boden wett. Der Kurs kletterte insgesamt um 3,15 Prozent auf 44,21 Euro. Das Hamburger Papier ist offenbar trotz der jetzt vermeldeten schlechten Quartalszahlen in den Augen einiger Anleger attraktiv.