Manche Aktionäre warten sehnsüchtig auf sie, andere halten sie für überflüssig oder fürchten sie als unverständlich und wirr. Gemeint sind Quartalsberichte von an der Börse notierten Aktiengesellschaften. Derzeit haben sie wieder Hochsaison, kaum ein Werktag vergeht ohne sie. Und nicht wenige Wirtschaftsjournalisten fragen sich nun, muss ich die Quintessenz der meist mehrere Seiten langen Pressemitteilungen tatsächlich mühsam herausarbeiten oder sende ich die Mail lieber direkt weiter in den virtuellen Papierkorb?

Denn es ist viel Arbeit, die tatsächliche wirtschaftliche Lage eines Unternehmens zwischen dem umfangreichen Marketing-Vokabular zu erkennen. So steht die aktuelle Vierteljahres-Pressemitteilung der Hamburger Jungheinrich AG unter der Überschrift „Starkes 2. Quartal“. Allerdings findet der interessierte Leser erst versteckt in den hinteren Absätzen Zahlen, die zweifelsfrei eine Stagnation beim Umsatz und einen rückläufigen Gewinn nach Steuern bedeuten.

Der Hamburger Weinhändler Hawesko sieht sich „nach den ersten sechs Monaten im Plan“. Auch hier muss man sich durch viel Text arbeiten bis man auf die interessanteste Zahl stößt: Das operative Konzernergebnis ist um immerhin 7,6 Prozent zum Vorjahr gesunken. War das wirklich der Plan?

Am Ende hilft meist nur der Blick auf das Original, den Quartalsfinanzbericht. Denn hier sind zumindest die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennziffern übersichtlich aufgeführt. Und in Anlehnung an einen Kultschlager von Michael Holm gilt in der Wirtschaft: Zahlen lügen nicht.