Kostensenkungen und fallende Kraftstoffpreise sorgen bei Traditionsreederei im zweiten Quartal für schwarze Zahlen

Hamburg. Die Traditionsreederei Hapag-Lloyd sieht in der seit fünf Jahren anhaltenden Krise der Schifffahrt erstmals Licht am Ende des Tunnels. Das Unternehmen, dessen größter Einzelaktionär die Stadt Hamburg ist, hat im zweiten Quartal dieses Jahres trotz des scharfen Wettbewerbs in der Containerschifffahrt schwarze Zahlen geschrieben. Ursache für das positive Quartalsergebnis von knapp 21 Millionen Euro (Vorjahresquartal: minus 7,3 Millionen Euro) seien vor allem deutliche Kosteneinsparungen und etwas niedrigere Treibstoffpreise, teilte Hapag-Lloyd am Mittwoch mit.

Mit 622 Dollar je Tonne war der Brennstoff für Containerschiffe um zehn Prozent billiger geworden, wie es hieß. Dagegen konnten angekündigte Ratenerhöhungen im Markt nicht durchgesetzt werden. „Ratenerhöhungen sind unverzichtbar, um wieder zu einer vernünftigen Ergebnissituation zurückzukehren“, sagte Vorstandschef Michael Behrendt.

Die Transportmenge stieg um 2,3 Prozent auf 1,39 Millionen Standardcontainer (TEU). Der Umsatz lag dagegen mit 1,71 (1,79) Milliarden Euro unter dem gleichen Vorjahresquartal. Für das erste Halbjahr ergibt sich somit ein nahezu unveränderter Umsatz von 3,36 (3,40) Milliarden Euro und ein Konzernverlust von 73 Millionen Euro.

Das erste Quartal ist bei Linienreedereien traditionell das schlechteste des Jahres und fiel in diesem Jahr bei Hapag-Lloyd besonders schlecht aus. Die durchschnittliche Frachtrate von 1522 Dollar je TEU lag nochmals um 17 Dollar unter dem ohnehin schwachen Niveau des vergangenen Jahres.

Hapag-Lloyd will in diesem Jahr operativ ein positives Ergebnis erreichen, also vor Steuern und Zinsen. Nach einem halben Jahr liegt dieses Ergebnis mit 13,5 Millionen Euro im Plus. Die Grünen begrüßten am Mittwoch die leichte Entspannung bei den Konzernzahlen, warnten aber angesichts von Überkapazitäten in der Containerschifffahrt vor zu viel Optimismus. „Das Problem der weltweiten Überkapazitäten und niedrigen Frachtraten bleibt bestehen“, sagte der wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen, Anjes Tjarks. Solange dieses Überangebot besteht, bleibt das wirtschaftliche Umfeld für die Reederei ausgesprochen schwierig.“ Ähnlich äußerte sich Thomas-Sönke Kluth von der FDP: Das positive Quartalsergebnis sei kein Grund zur Entwarnung, denn es wurde vor allem auf der Kostenseite erzielt. „Die Umsatzerlöse sind hingegen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dies ist ein deutlicher Ausdruck der weiterhin bestehenden Überkapazitäten und des scharfen Wettbewerbs im internationalen Seegüterverkehr.“

Vom Hamburger Senat wurden die Zahlen begrüßt: „Es ist erfreulich, dass Hapag-Lloyd in der schwierigen Lage der Schifffahrt den Wendepunkt findet. Hapag-Lloyd ist ein starkes Unternehmen. Senat und Bürgerschaft haben gut daran getan, das Unternehmen am Standort Hamburg zu sichern“, sagte der Sprecher der Finanzbehörde Daniel Stricker. Hamburg hält nach einem weiteren Anteilskauf für 420 Millionen Euro seit dem vergangenen Jahr mit 39,6 Prozent die meisten Anteile an der Reederei.