Hamburger Firma sucht nach zusätzlichen Standorten in Südfrankreich und Italien. Renditen gehen allerdings zurück

Hamburg. Es waren nicht eben positive Nachrichten, die zuletzt aus der deutschen Solarbranche zu hören waren. Die Hersteller kämpfen mit dem starken Wettbewerbsdruck aus China, Conergy und zahlreiche andere Firmen mussten bereits Insolvenzanträge stellen. Der hoch verschuldete Modulhersteller Solarworld will in dieser Woche seine Gläubiger und Aktionäre von einem Rettungsplan überzeugen.

Doch trotz dieses schwierigen Marktumfelds blickt der Chef des Hamburger Unternehmens Capital Stage, Felix Goedhart, ausgesprochen optimistisch in die Zukunft. Schon heute tragen die erneuerbare Energien mehr als 25 Prozent zur Stromversorgung in Deutschland bei. „Langfristig werden es sogar 50 Prozent sein“, glaubt er. Seine Firma will es ermöglichen, dass dieses Ziel so bald wie möglich erreicht wird.

Capital Stage ist Deutschlands größter konzernunabhängiger Betreiber von Solaranlagen. Zudem betreibt das Unternehmen vier Windkraftanlagen in Deutschland und eine in Italien. „In Deutschland verfügen wir über eine Kapazität von über 160 Megawatt, in Norditalien sind es rund 30“, sagt er. Rechnet man alle Parks zusammen, kann Goedhart mit dem von den Anlagen erzeugtem Strom rund 80.000 Haushalte versorgen.

„Wir sind auf der Suche nach weiteren Investments“, sagt Goedhart, dessen Unternehmen 70 Mitarbeiter beschäftigt. Vor drei Jahren waren es noch um die 35. Unter anderem wurde im ostdeutschen Halle eine Tochter mit inzwischen zehn Technikern zur Wartung der Parks erworben. „Das sind hochqualifizierte Spezialisten, die auch neue Solarparks durchleuchten, bevor wir sie übernehmen.“

Neben Deutschland und Italien könnte sich Goedhart auch Zukäufe in anderen Ländern vorstellen, zum Beispiel in Südfrankreich. „Das Land ist politisch stabil“, sagt er. In Italien sehe die Lage anders aus. „Wir gehen nicht in den Süden des Landes, unsere Grenze liegt bei Rom.“ Tatsächlich gab es bereits Berichte, wonach die italienische Mafia Solarparks als Investment entdeckt habe. In solche Aktionen will sich Goedhart nicht verwickeln lassen.

Hinter Capital Stage stehen bekannte Namen wie die Immobiliengruppe B&L der Hamburger Unternehmer Albert Büll und Cornelius Liedtke, sowie die Jahr-Familie, Ex-Douglas-Chef Jörn Kreke und Peter-Alexander Wacker von dem gleichnamigen Chemieunternehmen.

Zu den Aufsichtsräten zählt unter anderem das ehemalige E.on-Vorstandsmitglied Manfred Krüper, der frühere Hamburger Umweltsenator und RWE-Vorstand Fritz Vahrenholt und der langjährige HSH-Vorstand Alexander Stuhlmann.

„Das Unternehmen ist kerngesund. In den deutschen Solarparks erzielen wir derzeit eine Rendite von zehn Prozent. Wegen der 20 Jahre bestehenden Förderung durch Einspeisevergütungen ist unser Geschäft relativ krisensicher“, so Goedhart.

Allerdings würden die Renditen von neuen Investments wegen der für Solaranlagen reduzierten Einspeisevergütungen sinken, außerdem interessieren sich inzwischen immer mehr Investmentfonds und Versicherungen für Solarparks als Anlage. „Ich schätze, dass es bald nur noch acht Prozent sein werden“, prognostiziert der Chef. Wenn Goedharts Voraussage eintrifft und immer mehr kleinere Stromanlagenbetreiber etwa mit Blockheizkraftwerken oder Solaranlagen die Konzerne wie Vattenfall, RWE oder E.on bedrängen, wird das Geschäft für die großen Versorger immer schwieriger. „Für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung werden wir beide brauchen, die Kleinen und die Großen. Denn mit Ökostrom allein können wir Deutschland nicht versorgen.“

Für den richtigen Energiemix braucht Deutschland mehr Gaskraftwerke

Politik und Konzerne fordert Goedhart zum Umdenken auf. „Wir werden in Zukunft keine Braunkohlekraftwerke mehr brauchen, dafür aber Gaskraftwerke, die schnell hochgefahren werden und einspringen, wenn das Stromnetz stabilisiert werden muss. Die großen Konzerne werden dafür Gaskraftwerke vorhalten müssen, etwa wenn zu wenig Wind weht. Dafür müssen sie aber auch vergütet werden.“

Die Menschen seien bereit, für sauberen Strom mehr Geld zu bezahlen. „Aber die Kosten dürfen nicht ausufern“, sagt er. Auch deshalb will er weiterhin in Parks investieren, die bis zu zehn Megawatt Leistung bringen. Dass inzwischen die Preise für Module, die früher rund 1000 Euro pro Kilowatt kosteten, auf etwa 500 Euro pro Kilowatt gesunken sind, kommt ihm gelegen. Solaranlagen brauchen viel Platz, denn allein ein Megawatt braucht zwei Hektar Fläche. In Brandenburg betreibt Capital Stage beispielsweise einen großen Solarpark mit rund 400.000 Quadratmetern Fläche. „Für einige Anlagen haben wir sogar einen Schäfer mit 1000 Schafen engagiert, der zwei- bis dreimal pro Jahr für einige Tage auf die Anlagen kommt.“

Capital Stage wurde Ende der 1990er Jahre als Risikokapitalgeber für junge Unternehmen gegründet. Unter anderem stieg die Firma bei dem Hamburger Solaranlagenbauer Conergy ein. Doch nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes erlebte auch Capital Stage Turbulenzen. „Ich kam Ende 2006 zu Capital Stage. 2007 haben wir unser Conergy-Aktienpaket verkauft. Der Kurs lag im Durchschnitt bei 50 Euro“, so Goedhart, der auf diese Weise rund 50 Millionen Euro erlöste und den Einsatz in etwa verzehnfachte. „Das war der Beginn unseres neuen Geschäftsfeldes Solarparks.“ Goedhart hat ein gutes Näschen gehabt. Der Börsenkurs der insolventen Conergy liegt derzeit bei weit unter einem Euro.