Freie Tankstellen haben Probleme bei technischer Umsetzung. Sowohl Esso als auch Shell haben bereits die Weichen gestellt, um ihre Preise an das System zu melden.

Hamburg. Der von vielen Autofahrern ersehnte neue Preisüberblick von Tankstellen droht später als geplant zu kommen. Die freien Tankstellen in Deutschland hinken bei der technischen Ausrüstung hinterher und sehen sich derzeit nicht in der Lage, die geforderten Informationen zu ihren aktuellen Preisen für Kraftstoffe in das neue System einzuspeisen. „Für sichere und zuverlässige elektronische Preismeldesysteme brauchen unsere Firmen noch etwas Zeit“, sagte Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Freier Tankstellen (bft), am Mittwoch in Hamburg.

Noch im August, so sah es der Plan des Wirtschaftsministeriums vor, sollte das Preismeldesystem starten, bei dem praktisch alle Tankstellen in Deutschland beinahe in Echtzeit über ihre gerade aktuellen Preise für Super oder Diesel informieren. Den Verbrauchern sollten diese Informationen bundesweit über Apps, Navigationsgeräte oder Internetseiten zur Verfügung gestellt werden. Dabei sollten die Daten so schnell zur Verfügung gestellt werden wie beispielsweise Meldungen über aktuelle Verkehrsstaus.

„Wir streben nach wie vor den Start in diesem Sommer an", sagte Kartellamtssprecher Kay Weidner dem Abendblatt. Doch bleibt ein Problem: Rund 13.000 Tankstellen müssten an das System angeschlossen sein, um dieses überhaupt zu starten. Erst wenn diese kritische Masse erreicht sei, ergebe sich die beabsichtigte Transparenz für die Verbraucher, heißt es beim Kartellamt. Rund 14.000 Tankstellen können die Autofahrer in Deutschland ansteuern.

Nicht nur den Zeitplan für das neue Preismeldesystem sehen die freien Tankstellen kritisch, sie halten auch die vom Wirtschaftsministerium geforderte Eingabe der Preisdaten von Hand für kontraproduktiv. Sie sei teuer und fehleranfällig und sollte deshalb die Ausnahme bleiben, heißt es vom Verband. Die Verzögerungen seien nicht von den Betreibern der Tankstellen zu verantworten. Vielmehr seien einige Hersteller von Kassensystemen nicht bereit, die technischen Schnittstellen offenzulegen.

Sowohl Esso als auch Shell haben bereits die Weichen gestellt, um ihre Preise an das System zu melden, teilten die Konzerne auf Anfrage des Abendblatts mit. Allerdings sehen sie sich nun einem höheren bürokratischen Aufwand gegenüber. „Der Start wird forciert, damit das Wirtschaftsministerium zur Bundestagswahl einen Erfolg vorzuweisen hat“, sagte Andreas Hölzel vom ADAC. Die neue „Markttransparenzstelle Kraftstoffe“ soll eine Art Waffengleichheit zwischen Verbrauchern und Anbietern schaffen, die immer wieder in der Kritik standen, sich bei Preisen abzusprechen.