Betriebsrat: Auch Beschäftigte in Hamburg haben zur Stärke der Marke beigetragen

Hamburg. Tom Enders, der Chef des Airbus-Mutterkonzerns EADS, gab sich alle Mühe, die Bedeutung der jüngsten Weichenstellung herunterzuspielen. Es handele sich um eine „Evolution, keine Revolution“. Dabei geht es immerhin um einen neuen Namen für den Konzern: EADS heißt künftig Airbus Group.

Die gut 12.000 Airbus-Beschäftigten in Hamburg dürfen das als Anerkennung werten. Denn mit der Veränderung bekräftige man die Bedeutung des zivilen Flugzeuggeschäfts innerhalb der Gruppe, erklärte Enders: „Die Umbenennung führt schlichtweg das gesamte Unternehmen unter der besten Marke zusammen, die wir haben – eine Marke, die für Internationalisierung, Innovation und Integration steht sowie für rund zwei Drittel unseres Umsatzes.“

Auch Rüdiger Lütjen, Vorsitzender des europäischen Betriebsrats von EADS, sieht den neuen Namen positiv: „Airbus ist weltweit als Hersteller der besten Zivilflugzeuge bekannt, während man mit der Bezeichnung EADS außerhalb Europas nicht so vertraut ist.“ Auf die Reputation des Namens Airbus könnten die Beschäftigten auch im Norden, die diesen Erfolg erarbeitet hätten, stolz sein, sagte Jan-Marcus Hinz, Betriebsratschef am Standort Hamburg.

Doch EADS gibt sich nicht nur einen neuen Namen. Die Raumfahrtsparte Astrium mit Sitz in Bremen wird mit der Rüstungssparte Cassidian und dem Militärflugzeugbereich von Airbus zusammengelegt, die Verwaltung des neuen Geschäftsfelds „Airbus Defence & Space“ wird in München angesiedelt.

Mit dieser Umstrukturierung reagiere man auf das „veränderte Marktumfeld“ mit stagnierenden oder sogar schrumpfenden Verteidigungsbudgets in der westlichen Welt, erklärte Enders. Ziel ist unter anderem eine Reduzierung der Kosten. Zu konkreten Auswirkungen der Zusammenlegung auf den Norden könne man jedoch noch nichts sagen, so Lütjen.

Wie EADS außerdem mitteilte, soll der Hubschrauberhersteller Eurocopter künftig Airbus Helicopters heißen. Die Umsetzung der neuen Struktur soll zum 1. Januar beginnen.

Ingo Schmidt, Branchenexperte bei der Haspa, sieht die aktuellen Beschlüsse kritisch: „Schon durch den neuen Namen wird klar, dass die Strategie des Konzerns, neben dem Zivilflugzeugbau ein zweites Standbein zu schaffen, endgültig gescheitert ist.“ Im Militärsektor habe EADS „komplett den Anschluss verloren“, sagte Schmidt.

Zudem bleibe Norddeutschland nach der Umstrukturierung außen vor, meint der Analyst. Airbus werde von Frankreich aus geführt, die weniger leistungsfähigen Sparten von München aus. „Derzeit brummt es bei Airbus, aber wer kämpft um Arbeitsplätze im Norden, wenn in einigen Jahren die Branchenkonjunktur womöglich einbricht?“, fragt sich Schmidt.

Die Bundesregierung hingegen lobte die Umbaupläne. Die Beschlüsse seien ein „gutes Signal für den Luft- und Raumfahrtstandort Deutschland“, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Es sei ein „Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit der deutschen Standorte“, dass der Konzern die Zentrale für die neue Rüstungs- und Raumfahrtsparte in München ansiedeln werde. „Auch die Umbenennung in Airbus ist eine kluge Entscheidung, da es sich um eine eingeführte und weltweit bekannte Marke handelt.“

Aktuelle Geschäftszahlen, die der Konzern gestern vorlegte, unterstreichen die herausragende Bedeutung von Airbus: Der Umsatzanstieg um sechs Prozent auf 26,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr beruhte auf der erhöhten Zahl der Auslieferungen im Zivilflugzeugbereich (Umsatz: 18,2 Milliarden Euro), während die Erlöse der übrigen Sparten zusammen ungefähr konstant blieben. Auch zum Gewinn steuert Airbus den Löwenanteil bei: Vom Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von knapp 1,5 Milliarden (plus 40 Prozent) entfallen fast 1,1 Milliarden auf den Flugzeugbauer.

Für 2013 rechnet das Unternehmen mit mehr als 1000 Bestellungen für Airbus-Jets bei voraussichtlich 600 bis 610 Auslieferungen. Im vergangenen Jahr gingen 914 Aufräge ein, 588 Flugzeuge wurden an Kunden ausgeliefert. Derzeit verfügt Airbus über ein Auftragspolster von 5109 Maschinen; das bedeutet rein rechnerisch Arbeit für mehr als acht Jahre in den Werken.

Auf Basis der guten Geschäftslage bei Airbus und gestiegenen Verkaufspreisen für Jets erwartet der Konzern einen Betriebsgewinn (Ebit) vor Einmaleffekten von 3,5 Milliarden Euro; im Jahr 2012 lag das entsprechende Ergebnis bei 3,0 Milliarden Euro.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die EADS-Aktie legte im Tagesverlauf um bis zu 2,0 Prozent zu.