Börse feiert bevorstehende Absetzung von Peter Löscher

München. Der bevorstehende Rauswurf von Peter Löscher als Siemens-Chef löst am Kapitalmarkt Begeisterung aus. Sein wahrscheinlicher Nachfolger, der bisherige Finanzvorstand Joe Kaeser, wird einhellig für die bessere Wahl gehalten. Der Aktienkurs legte zu. „Kaesers Erfahrung und seine detaillierte Kenntnis des Unternehmens machen ihn zu einem passenden Nachfolger für Löscher. Wir schätzen seine breite Qualifikation und Erfahrung sowie seine Rolle bei den jüngsten erfolgreichen Trennungen von NSN und Osram“, sagte Analyst Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank.

„Kaeser wird die Probleme zwar nicht über Nacht lösen. Wir glauben aber, dass er die Problemsparten schnell verbessern wird und das Geschäftsmodell auf stabile Umsätze, Konkurrenzfähigkeit und Preisgestaltung ausrichten wird“, ergänzte HSBC-Experte Michael Hagmann. „Wir glauben, dass Finanzvorstand Kaeser einen starken Rückhalt am Kapitalmarkt hat“, urteilte Andreas Willi von JP Morgan. Er stehe aber vor einer großen Aufgabe. „Er wird zu kämpfen haben, die hohen Erwartungen zu erfüllen.“ Allerdings gibt es auch Zweifel: Ein neuer Chef allein löse ja die Probleme noch nicht.

Im Aufsichtsrat rumort es unterdessen. Drei prominente Vertreter der Kapitalseite stören sich an der Weise, wie Löscher abserviert wird. Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Allianz-Chef Michael Diekmann und die Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller sind einem Insider zufolge gegen eine Ablösung Löschers auf der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch. Sie kritisieren das Verfahren der Absetzung als unwürdig für einen Weltkonzern, wie es im Umfeld des Unternehmens heißt. Die Rede ist von einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ oder gar von einem „Putsch“ gegen Löscher.

Der Widerstand zeigt auch die wachsende Unzufriedenheit mit dem umstrittenen Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der Löscher 2007 zu Siemens holte und nun in der jüngsten Krise seinen Schützling fallen lässt. Cromme musste sich zuletzt vorwerfen lassen, er schaue den mitunter glücklos agierenden Siemens-Vorständen nicht immer genau genug auf die Finger.

Bei ThyssenKrupp hatte Cromme erst im Frühjahr nach Milliardenverlusten, Kartellverfahren und Personalquerelen das Handtuch als Aufsichtsratschef geworfen. Die nötige Mehrheit für Löschers Ablösung steht Kreisen zufolge allerdings, da vor allem die Arbeitnehmer geschlossen für einen Neuanfang seien. Siemens wollte sich zu den Angaben nicht äußern.

Die Mitglieder des Aufsichtsrats hatten sich am Sonnabend mehrheitlich für eine Abberufung Löschers ausgesprochen, nachdem dieser erneut überraschend die Renditeprognose für 2014 gekippt hatte.