Terminals an der deutschen Nordsee- und Ostseeküste sind oft noch zu klein für Offshore-Windkraft

Berlin. Für den geplanten Ausbau der Windkraftparks vor der deutschen Küste müssen aus Sicht der Branche einige Häfen an Nord- und Ostsee ihre Kapazitäten kräftig erweitern. Nötig seien Investitionen von rund einer Milliarde Euro, sagte das Präsidiumsmitglied des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe, Andreas Wellbrock, am Freitag in Berlin. Eine Studie der Stiftung Offshore-Windenergie kommt zu dem Ergebnis, dass selbst bei einem langsamen Ausbau der Windparks die Hafenkapazität für den Umschlag der riesigen Fundamente, Türme und Rotorblätter noch zu gering ist. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik forderte staatliche Finanzierungshilfen für Spezialschiffe und Anlagen, „aber keine Subventionen“.

Eine Reihe deutscher Hafenstädte will vom Aufbau und Betrieb der Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee profitieren. Teils haben die Städte schon kräftig in den Bau und die Erweiterung spezieller Schwergutterminals investiert oder Pläne dafür angefertigt. In Cuxhaven wurden 125 Millionen Euro eingesetzt, in Sassnitz 24 Millionen Euro. Bremerhaven will insgesamt rund 200 Millionen Euro in den Aufbau eines neuen Offshore-Terminals investieren.

Zurzeit allerdings herrscht im deutschen Offshore-Geschäft eher Stagnation. Zwar werden aktuell sieben Meereswindparks gebaut. Mehr als zwei Dutzend sind allerdings bereits genehmigt. Die Branche ist verunsichert, weil Wetter, technologische Herausforderungen und Verzögerungen bei den Landanschlüssen viele Projekte komplizierter und teurer gemacht haben. Obendrein ist unklar, wie die künftige Bundesregierung nach der Bundestagswahl im September das Erneuerbare-Energien-Gesetz zur Förderung regenerativer Energien überarbeiten wird. Die Höhe der künftigen Vergütung für Ökostrom ist auch wichtig für die Kalkulation von Offshore-Projekten.

Banken halten sich wegen hoher Unsicherheit und Risiken in den vergangenen Jahren bei Offshore-Windparks eher zurück. Den Hafenstädten wiederum fehlen die Mittel, um ihre Anlagen komplett aus eigener Kraft für die mehrere Hundert Tonnen schweren Offshore-Strukturen zu ertüchtigen oder sie neu zu bauen. „Wir brauchen eine aktive Industriepolitik und ein Gesamtkonzept des Bundes für die Branche“, sagte Wellbrock.

Auch Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg, forderte öffentliche Hilfe in Form von Krediten der staatlichen KfW-Bank und Bürgschaften für seine Branche: „Wegen der erheblichen Unwägbarkeiten in der aktuellen Phase der Marktentwicklung von Offshore-Windenergie fallen kommerzielle Banken als Kreditgeber für die deutschen Werften weitgehend aus“, sagte er. „Für den Schiffbau nutzbare spezielle Instrumente für den Offshore-Windenergiemarkt gibt es bis heute nicht.“