Notenbank-Chef Bernanke verspricht weitere Anleihezukäufe. Wirtschaft sei verletzlich

New York. Es ist nicht einfach, in diesen Tagen Ben Bernanke zu sein. Die Märkte reagieren so sensibel auf den Chef der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), dass dieser sich jedes Wort ganz genau überlegen muss. Am Ende könnte schon ein verlegener Huster oder ein zögerliches Räuspern die Börse auf Talfahrt schicken.

Fast wie ein Pfarrer, der seine aufgebrachten Schäfchen beruhigen will, sprach Bernanke am Mittwoch vor den Abgeordneten im Repräsentantenhaus in Washington. Seine Botschaft richtete sich aber weniger an die Politiker als an die nervösen Händler der Wall Street: Die Fed werde noch lange an der expansiven Geldpolitik festhalten, versprach Bernanke. Solange die Arbeitslosigkeit nicht „substanziell“ zurückgehe, werde die Notenbank auch weiterhin ungebremst frisches Geld in den Markt pumpen.

Seit September 2012 kauft die Fed jeden Monat für 85 Milliarden Dollar (64,5 Milliarden Euro) Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Im Juni hatte Bernanke gesagt, er wolle die Anleihenkäufe ab Herbst zurückfahren und dann Mitte kommenden Jahres einstellen. Weil die Börse panisch auf diese Ankündigung reagierte, rudert der Fed-Chef nun zurück. „Die Wirtschaft bleibt sehr verletzlich gegenüber unerwarteten Schocks“, sagte Bernanke. Dementsprechend vorsichtig werde die Fed auch in der Geldpolitik vorgehen. Solange die Arbeitslosigkeit so langsam sinke wie heute und die Inflation unterhalb der Zielmarke von zwei Prozent läge, werde die Notenbank weiter sehr locker schalten und walten.

Entwickle sich die Wirtschaft so positiv, wie das geldpolitische Komitee der Bank im Juni prognostiziert hatte, würde es die Fed für „angemessen halten, das Tempo bei den monatlichen Anleihenzukäufen zu reduzieren“. Falle die Arbeitslosigkeit bis zum Sommer 2014 unter sieben Prozent und steige die Inflation auf die angestrebte Höhe von zwei Prozent, so könne man mit den Anleihenkäufen komplett aufhören, präzisierte Bernanke.