Insolvenzverwalter will Warenlieferungen absichern. Ver.di unterstützt Sanierung. Aktie legt zu

Hamburg. Bei Praktiker soll der Verkauf so normal wie möglich weiterlaufen. Momentan seien Insolvenzverwalter und Konzernführung dabei, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, sagte ein Sprecher der überschuldeten und zahlungsunfähigen Baumarktkette am Montag in Hamburg. Es gehe dabei vor allem um die Absicherung von Warenlieferungen. In einigen Hamburger Märkten durften am vergangenen Donnerstag nach Bekanntwerden der Insolvenz einige Waren nicht mehr verkauft werden. „Der gesamte Warenbestand ist nun wieder für den Verkauf verfügbar“, so der Sprecher. Nachdem bisherige Sanierungsversuche gescheitert waren, war Insolvenz für acht Praktiker-Firmen und die AG beantragt worden.

Insolvenzverwalter Christopher Seagon verschafft sich derzeit bei den acht Tochterfirmen mit ihren etwa 8600 Mitarbeitern einen Überblick über die wirtschaftliche Situation. Zu einem Sanierungskonzept könnten zu diesem Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden, hieß es. Seagon soll sich am Montag auf Betriebsversammlungen den Mitarbeitern in den Zentralen am Heidenkampsweg und an der Wandsbeker Zollstraße vorgestellt haben. Für die Beschäftigten in den Tochterfirmen wurde die Finanzierung des Insolvenzgeldes angeschoben. Eine Bank übernimmt die Lohn- und Gehaltszahlungen für drei Monate – bei Praktiker von Juli bis einschließlich September 2013. Das Kreditinstitut holt sich das Geld von der Bundesagentur für Arbeit zurück. Dazu treten die Mitarbeiter ihre Forderung gegenüber der Agentur an die Bank ab. Die Gewerkschaft Ver.di sicherte „auf jeden Fall“ ihre Unterstützung für eine Sanierung zu. „Alle wirtschaftlichen Bereiche müssen bestehen bleiben“, sagte André Kretschmar, Hamburger Gewerkschaftssekretär für den Handel.

Der zweite Insolvenzverwalter Udo Gröner – er ist für die Praktiker AG zuständig, die ihren Sitz nicht wie die Tochterfirmen in Hamburg, sondern im saarländischen Kirkel hat – teilte mit, dass die AG-Mitarbeiter ihren Aufgaben in vollem Umfange nachkämen. „Damit sind die Weichen für einen ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb gestellt“, sagte Gröner. In den Verwaltungen in Hamburg und Kirkel sind rund 750 Menschen beschäftigt. An der Börse machte die Praktiker-Aktie am Montag Verluste aus der Vorwoche zum Teil wieder wett und legte zwischenzeitlich um mehr als 50 Prozent auf über 0,20 Euro zu.