In der Berliner Politik mehren sich die Hinweise, dass der Staat nach der Wahl im September einen Weg für den Ausstieg suchen will. Mehrere Szenarien werden derzeit als möglich erachtet.

Frankfurt. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Seit der Staat Anfang 2009 bei der Commerzbank als Großaktionär einstieg, hat ihm die Investition wenig Freude bereitet. Zuletzt verging kaum ein Tag, an dem das Papier an der Börse nicht auf einen neuen Tiefstand fiel. Passend dazu mehren sich in der Berliner Politik die Hinweise, dass der Staat nach der Wahl im September einen Weg für den Ausstieg suchen will – sei es mithilfe eines Käufers für seinen Anteil von 17 Prozent oder durch einen Verkauf des Instituts. Mehrere Szenarien werden derzeit als möglich erachtet.

Zunächst einmal könnte ein Geldhaus oder ein Finanzinvestor nur den Anteil des Bundes übernehmen. Später könnte die Beteiligung dann bis zur Übernahme der Mehrheit aufgestockt werden. Gerüchte gab es bereits über einen Einstieg der Schweizer Großbank UBS. Demnach soll Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer, dem früheren Bundesbankpräsidenten Axel Weber, telefoniert haben.

Sollte sich der Aktienkurs bis zum Verkauf nicht erholen, dürfte der Bund sein Engagement bei der Bank aber mit einem Milliardenverlust beenden: Das Aktienpaket, für das der Soffin damals 5,1 Milliarden zahlte, ist heute noch 900 Millionen Euro wert. Viel mehr dürfte ein Käufer auch nicht zahlen.

Einige Banken könnten auch sofort eine Mehrheit an der Commerzbank übernehmen. Zu ihnen zählt die spanische Santander. In Finanzkreisen heißt es, dass sie ein Auge auf die Frankfurter geworfen habe. Attraktiv wäre für sie das schwächelnde Privatkundengeschäft mit mehr als elf Millionen Kunden, das die Spanier technisch auf Vordermann bringen könnten. Santander hat bereits zahlreiche Banken gekauft – in Deutschland zuletzt das Privatkundengeschäft der schwedischen SEB und der GE Money Bank des US-Mischkonzerns General Electric.

Der Bund könnte aber auch darauf pochen, dass die Commerzbank in deutschen Händen bleibt, und einen Zusammenschluss mit einer Landesbank forcieren. Kandidaten wären die BayernLB oder die LBBW in Stuttgart. Für die Mitarbeiter wäre das eine gute Nachricht. Zwischen den Geschäften der Institute gibt es zwar einige Überschneidungen, die Kürzungen dürften sich aber im Grenzen halten.

Sollte sich niemand an der gesamten Commerzbank beteiligen wollen, könnte der Bund als Großaktionär darauf drängen, dass die Commerzbank in Einzelteilen verkauft wird. Gerade um das Mittelstandsgeschäft dürfte sich die Konkurrenz reißen – zum Beispiel die französische BNP Paribas.

Allen Lösungen ist eins gemeinsam: Sie sind nicht zwingend ein gutes Geschäft für den Bund. Gut möglich ist daher, dass sich auch nach der Wahl bei der Commerzbank nicht viel ändert. Dann würde die Bank dem Programm folgen, das der Vorstand um Martin Blessing ihr verordnet hat: Risiken abbauen, Kosten senken, neue Ertragsquellen suchen – und darauf hoffen, dass die Bank wieder mehr verdient und sich der Aktienkurs berappelt.