Hamburg. Der umstrittene Energieanbieter Care-Energy plant für seine 300.000 Kunden ungewöhnliche Änderungen bei der Abrechnung der Stromkosten. Es sei geplant, dass Endverbraucher die Netzgebühren für die Durchleitung von Strom vom Erzeuger bis zu ihrem Haushalt künftig selbst mit den Betreibern der Stromverteilnetze abrechnen können, sagte ein Care-Energy-Sprecher am Mittwoch in Hamburg und bestätigte in Teilen einen „Handelsblatt“-Bericht. Care-Energy habe die Verteilnetz-Betreiber angeschrieben und diese aufgefordert, Verträge für die „Netznutzung durch Letztverbraucher“ zur Verfügung zu stellen.

„Wir wollen den Kunden zeigen, was die Netznutzung tatsächlich kostet“, sagte der Sprecher. Die Kunden sollen nun „zeitnah“ über die geplanten Änderungen informiert werden. „Wir raten, nicht vorschnell Vertragsveränderungen zuzustimmen und sich beraten zu lassen“, sagte Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg: „Es besteht der Verdacht, dass durch die Hintertür eine Preiserhöhung durchgesetzt werden soll.“ Dem widersprach der Care-Energy-Sprecher: „Wir planen keine Preiserhöhung.“

Allerdings kritisiert auch die Bundesnetzagentur die geplante Umstellung. Durch die Übertragung der Abrechnung der Netzentgelte an die Verbraucher würden die Endkunden verpflichtet, die Rechnungen in einem elektronischen Format entgegenzunehmen – genauso wie dies bei der Abrechnung zwischen Verteilnetzbetreibern und Energieerzeugern der Fall sei. „Das kann ein Haushalt nicht leisten“, sagte eine Netzagentur-Sprecherin. Netzentgelte und weitere mit diesen zusammen erhobene Abgaben und Umlagen machen rund 40 Prozent des Strompreises aus.

Die Bundesnetzagentur hatte kürzlich ein Bußgeld gegen Care Energy verhängt, weil das Unternehmen nicht seiner Pflicht nachgekommen sei, sich bei der Regulierungsbehörde als Energielieferant anzumelden. Es sieht sich als Energiedienstleister.