Mehr Gehalt für die Flugbegleiter. Arbeitgeber zufrieden

Bad Honnef/Frankfurt. Passagiere der Billigfluglinie Germanwings müssen nicht um den Start in den Urlaub fürchten: Die Flugbegleiter haben den ab Montag drohenden Streik abgesagt. „Wir haben die drohenden Arbeitskampfmaßnahmen vom Tisch“, sagte Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo. Die Annäherung sei erst in einer nächtlichen Marathonsitzung erfolgt, in der das Management der Lufthansa-Tochter ein verbessertes Tarifangebot vorgelegt habe. Dieses sei auf die wichtigsten Forderungen nach höheren Löhnen und dauerhaften Arbeitsverträgen eingegangen. Die Flugbegleiter von Germanwings erhalten künftig über gut zwei Jahre bis zu 5,9 Prozent mehr Gehalt sowie Einmalzahlungen von bis zu 1500 Euro.

Germanwings ist der vorläufige Abschluss nicht leichtgefallen. „Wir sind mit unserem Angebot bis an den Rand des uns Möglichen gegangen“, sagte Geschäftsführer Axel Schmidt. Mit dem neuen Angebot wurde ein Arbeitsausstand, für den Ufo sich in einer Urabstimmung bereits die Rückendeckung der Mitglieder gesichert hatte, in letzter Minute verhindert.

Ufo pochte in den vor neun Monaten gestarteten Tarifverhandlungen auf fünf Prozent mehr Lohn und unbefristete Arbeitsverträge für die betroffenen 700 Stewards und Stewardessen. Mit ihren Forderungen konnte sich die Gewerkschaft, die der Lufthansa vergangenen Sommer mit einem Streik bereits mehr Lohn abringen konnte, nun weitgehend durchsetzen. Neben der Lohnerhöhung konnte Ufo auch Arbeitsplätze sichern. „Die überwiegende Mehrheit des Kabinenpersonals wird mit Unterzeichnung des Tarifvertrages unbefristete Arbeitsverträge haben“, sagte Baublies. Bislang waren zeitlich begrenzte Verträge üblich.

Ganz in trockenen Tüchern ist der Abschluss aber noch nicht: In den nächsten vier Wochen solle nun ein endgültiger Vertragstext ausgearbeitet werden. Dann müssen die Ufo-Mitglieder noch darüber abstimmen.

Die Einigung stellt für das Germanwings-Management einen Spagat dar: Ein Streik hätte für die offiziell erst vor einer Woche gestartete Airline ein PR-Desaster bedeutet. Gleichzeitig galt es, einen hohen Lohnabschluss zu vermeiden, um den Kostenabstand zur Mutter Lufthansa von derzeit 20 bis 30 Prozent zu wahren. Die Mission sieht die Billigfluglinie als erfüllt. „Der Tarifkompromiss kommt den Forderungen der Kabinengewerkschaft sehr nahe, setzt jedoch nicht die Wettbewerbsfähigkeit von Germanwings aufs Spiel“, sagte Germanwings-Manager Schmidt.

Im Vergleich zur Lufthansa ist Germanwings ein Zwerg: Während für die Kranich-Linie täglich 1800 Flüge starten, sind es bei der Tochter 270. Derzeit fliegt Germanwings mit 38 Flugzeugen. Bis Ende 2014 sollen es 87 Maschinen werden. Bis dahin soll die Zahl der Flugbegleiter auf 1800 steigen.