Ein Jahr nach Verkauf des Papiermaschinenherstellers E.C.H. Will drohen Personalabbau und Lohnverzicht

Hamburg. Vor einem Jahr war die Welt noch in Ordnung. Beim Wedeler Maschinenhersteller für die Papierverarbeitung E.C.H. Will hatte man große Pläne für die Zukunft. Mehr Mitarbeiter und neue Aufträge aus Asien sollten dem fast 150 Jahre alte Unternehmen eine neue Perspektive geben, nachdem es vom Hamburger Maschinenbauer Körber an einen Finanzinvestor verkauft wurde. „Beim Schneiden von großen Papierbögen sind wir Weltmarktführer. Keiner ist effizienter und schneller“, sagte der damalige Chef Klaus Aarestrup, der die Firma Ende 2012 auf eigenen Wunsch verließ.

Doch jetzt kam der Schock für die 228 Beschäftigten und elf Auszubildenden. Die Geschäftsführung der Papersystems Holding GmbH, zu der E.C.H. Will und weitere Firmen gehören, stellte einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Pinneberg. Zum vorläufigen Sachwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Berthold Brinkmann bestellt, der auch die Insolvenzen der Sietas-Werft und der P+S Werften betreut.

In einem sogenannten Schutzschirmverfahren soll das Unternehmen innerhalb eines halben Jahres neu aufgestellt werden. „Wir wollen das Schutzschirmverfahren mit Unterstützung unserer Gesellschafter in möglichst kurzer Zeit erfolgreich durchlaufen“, sagt Alexander Wassermann, Chef der Papersystems Holding. Die Gruppe erreichte 2012 einen Umsatz von 111 Millionen Euro.

Ohne einen Personalabbau wird ein Neuanfang aber nicht möglich sein. „Die bisherige Beschäftigtenzahl wird nicht zu halten sein“, sagt Kai Trulsson von der IG Metall Unterelbe. Er geht davon aus, dass die verbleibenden Beschäftigten auch auf Einkommen verzichten müssen. So könnten Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld ausgesetzt werden. Rein formal sind die Verhandlungen um einen Sanierungstarifvertrag mit der IG Metall durch die Insolvenz zwar gestoppt, „aber wenn das Unternehmen überleben will, führt daran kein Weg vorbei“, sagt ein Branchenkenner. „Es geht jetzt darum, zusammen mit allen Beteiligten ein Zukunftskonzept aufzustellen“, sagt ein Firmensprecher.

Bereits vor der Insolvenz wurden Verhandlungen über einen Sozialplan geführt. Zum 1. Juli war die Einführung von Kurzarbeit geplant, weil es im Neuanlagenbau kaum noch Aufträge gibt.

Doch offensichtlich entschied sich die Geschäftsführung zusammen mit den Gesellschaftern für die Insolvenz, um den Druck auf alle Beteiligten zu erhöhen. Denn ein Insolvenzverfahren bietet auch die Möglichkeit, Schulden abzubauen. Außerdem soll wohl der Druck auf den Körber-Konzern erhöht werden. Das Unternehmen hatte sich beim Verkauf noch verpflichtet, den ehemaligen Mitarbeitern Mittel zur Verfügung zu stellen, wenn es innerhalb von zwei Jahren nach Verkauf zu einem Sozialplan kommen sollte. Ein Körber-Sprecher sprach von einem einstelligen Millionenbetrag. Das Unternehmen prüfe auch, ehemalige Mitarbeiter wieder einzustellen, da es freie Stellen im Konzern gebe. Einige hätten bereits einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnet, so der Sprecher zum Abendblatt.

Der Hamburger Körber-Konzern hatte im Frühjahr 2012 das Unternehmen E.C.H. Will zusammen mit der Kugler-Womako in Nürtingen sowie die im US-Bundesstaat Wisconsin ansässige Pemco an die Münchner Beteiligungsgesellschaft Orlando Management verkauft. Für Körber gehörte die Produktpalette der Firmen nicht mehr zum Kerngeschäft. Zum Zeitpunkt des Verkaufs sollen aber alle drei Firmen profitabel gearbeitet haben.

Die überraschende Wende bei den geschäftlichen Perspektiven erklärt das Unternehmen mit einem Auftragseinbruch ab Mitte 2012, der sich auch in diesem Jahr fortgesetzt hat. „Es waren zwar viele Projekte geplant, aber es kam zu keinen Vertragsabschlüssen mehr“, sagt ein Unternehmenssprecher. Dagegen laufe das Servicegeschäft gut. Diese Sicht bestätigt auch die Gewerkschaft. „Der Markt ist rückläufig. Die Aufträge aus Asien sind hart umkämpft“, sagt Trulsson. Außerdem habe es Probleme mit Zahlungen von Kunden gegeben, so der Gewerkschafter.