Ver.di will im festgefahrenen Tarifkonflikt mit dem Warenhauskonzern Karstadt eine härtere Gangart einschlagen. Das hat die Dienstleistungsgewerkschaft am Wochenende angekündigt. Es kommt nicht überraschend. Eigentümer Nicolas Berggruen hat sich bisher nicht als Retter hervorgetan, sondern stattdessen die 20.000 Mitarbeiter der Kette zu allerlei Verzicht gedrängt. Besonders verärgert ist die Gewerkschaft aber über den Ausstieg aus der Tarifbindung. Karstadt will mit einer zweijährigen „Tarifpause“ drohende Mehrbelastungen in Millionenhöhe abwenden. Für die Gewerkschaft wird damit eine Grenze überschritten, die sie zu einer kompromisslosen Haltung zwingt, welche sogar den Karstadt-Betriebsräten übel aufstößt.

Ver.di kämpft um seine Bedeutung als Verhandlungsvertreter der Arbeitnehmerschaft wenn es um Löhne, Urlaub, Arbeitszeiten und sonstige Interessen geht. Das gilt nicht nur für den Einzelhandel. Auf der anderen Seite stehen die Unternehmensverbände, die diese Rolle für die Arbeitgeber ausfüllen – oder auch nicht. Genau hierin liegt das Grundproblem dieses Konflikts: Die Unternehmensverbände entledigen sich nämlich zusehends selbst ihrer Bedeutung als Tarifpartner, weil sie den Unternehmen eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung anbieten. Wohin das führt, zeigt die aktuelle Auseinandersetzung. Es kann nicht im Interesse der Arbeitgeber sein, wenn jeder Tarifkonflikt künftig in einen Grundsatzstreit darüber ausartet, ob man überhaupt miteinander verhandeln darf. So macht Sozialpartnerschaft keinen Sinn.