Preise 1,8 Prozent über EU-Schnitt, in Dänemark 42 Prozent

Wiesbaden/Berlin. Deutsche Urlauber erleben beim Einkauf im europäischen Ausland oft eine unangenehme Überraschung. Produkte des täglichen Bedarfs sind in vielen Ländern teurer als hierzulande. Das gilt besonders für Lebensmittel. Ein Vergleich von Eurostat, dem Statistikamt der EU, bestätigt die Wahrnehmung: Verbraucher in Deutschland bekommen für ihren Euro mehr als die Menschen in den Nachbarländern. Lediglich bei den Nachbarn in Polen und Tschechien sind die Lebenshaltungskosten niedriger.

Insgesamt lag das Preisniveau in Deutschland im vergangenen Jahr lediglich 1,8 Prozent über dem Durchschnitt der 27 Länder der Europäischen Union. Vor allem in den Ländern in Osteuropa und den Krisenstaaten im Süden ist das Leben günstiger als hierzulande. Das billigste EU-Land ist Bulgarien: Hier müssen die Verbraucher nicht einmal halb so viel bezahlen wie im EU-Schnitt. In Polen liegt das Preisniveau bei 58 Prozent, in Ungarn bei knapp 62 Prozent, in Tschechien bei 74,5 Prozent. In Portugal ist der repräsentative Warenkorb 13 Prozent günstiger, in Griechenland sieben Prozent und in Spanien 4,5 Prozent.

Diese Volkswirtschaften ziehen das durchschnittliche Preisniveau in Europa nach unten. Andernfalls würde Deutschland bei dem europaweiten Vergleich weit hinten rangieren. In den direkten Nachbarstaaten im Westen, Norden und Süden der Republik müssen Verbraucher nämlich für den Kauf eines repräsentativen Warenkorbs deutlich mehr bezahlen als hierzulande. Innerhalb der EU ist das Preisniveau in Dänemark am höchsten: Dort liegen die Lebenshaltungskosten um fast 42 Prozent über dem EU-Schnitt. Aber auch Österreich (5,8 Prozent), Frankreich (9,1 Prozent), Belgien (9,4 Prozent), Luxemburg (21,8 Prozent), Schweiz (58 Prozent) und Norwegen (59,2 Prozen) sind teurer als Deutschland.

Der Befund der Statistiker ist verblüffend, denn die Wirtschaftsleistung pro Kopf – ein gängiges Maß für den Wohlstand eines Landes liegt hierzulande höher als etwa in Belgien, Dänemark oder Frankreich – allesamt Länder, in denen die Preise höher sind als in Deutschland. Warum Deutschland so günstig ist, darüber stellen Ökonomen viele Vermutungen an. Eine davon: Die Bundesrepublik ist der größte Markt Europas, auf dem sich viele Handelsketten und Produzenten tummeln; weit mehr als etwa in kleineren Märkten. Der starke Wettbewerb könnte für die niedrigen Preise hierzulande sorgen. Zumal der deutsche Verbraucher als sehr sparsam gilt.