Peking. Die Furcht vor einer Finanzkrise in China und einer abebbenden Geldschwemme in den USA hat die Anleger am Montag von den Börsen vertrieben. Der DAX schloss mit einem Abschlag von 1,2 Prozent bei 7692,45 Punkten – und damit auf dem tiefsten Stand seit Ende April. Auch die US-Aktienindizes verzeichneten herbe Verluste. Rohstoffe wurden ebenso gemieden wie Anleihen aus den USA und Deutschland. Nur der Dollar konnte zulegen.

Für Unruhe sorgten vor allem die steigenden Geldmarktzinsen in China. Die Zentralbank forderte die Kreditinstitute der Volksrepublik am Montag auf, die Steuerung der Liquidität zu verbessern. Weil sich die chinesischen Währungshüter weigern, den Markt weiterhin mit Geld zu fluten, versuchen sich die Banken bei anderen Geldhäusern einzudecken. Die starke Nachfrage hatte die Zinsen für kurzfristige Darlehen am Freitag zeitweise auf 25 Prozent in die Höhe schießen lassen.

„Investoren haben Angst, dass die derzeitigen Spannungen im chinesischen Bankensystem das Wachstum der Volksrepublik weiter schwächen könnten“, sagte ein Händler. Und das in einer Zeit, in der die Anleger ohnehin schon durch die Aussicht auf eine baldige Straffung der US-Geldpolitik stark verunsichert seien. Die Börse Shanghai rutschte am Montag um mehr als fünf Prozent ab, in Hongkong sanken die Kurse um mehr als zwei Prozent.

Am Rohstoffmarkt litten die Preise für Öl und Kupfer unter den China-Sorgen. Das Industriemetall notierte zeitweise drei Prozent schwächer bei 6613,50 Dollar je Tonne und war damit so billig wie zuletzt im Oktober 2011. Kupfer leide ganz besonders unter dem möglichen Liquiditätsengpass in China, sagte Rohstoffexpertin Helen Lau von UOB-Kay Hian Securities. „Das bringt die Kupferverarbeiter in Schwierigkeiten, die sich von den Banken Geld leihen müssen, um das Metall einzukaufen.“ China ist weltweit die Nummer eins beim Kupferverbrauch.

Die Instabilität des Finanzmarkts weckt neue Sorgen über den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft. Die Hinweise auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China mehren sich. So reduzierte die Investmentbank Goldman Sachs ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 7,8 auf 7,4 Prozent.