Wende der US-Notenbank in der Geldpolitik führt zu Kurssturz bei Aktien, Gold und Rohstoffen

Frankfurt. Es ist wie mit einem Drogensüchtigen, dem man seinen Stoff wegzunehmen droht: Er fängt an zu zittern. So tun es auch die Finanzmärkte, seit Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank (Fed), am Mittwochabend ankündigte, dass die Flut des Geldes demnächst abebben könnte. Der Deutsche Aktienindex (DAX) sackte am Donnerstag zwischenzeitig unter die Marke von 8000 Punkten. Zuvor hatten bereits asiatische Aktien (ohne Japan) 3,5 Prozent abgegeben – der größte Tagesverlust seit November 2011. Der Preis für eine Feinunze Gold fiel sogar unter 1300 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit September 2010. Die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen dagegen kräftig an, und auch der Dollar legte deutlich zu.

Denn Bernanke hatte angekündigt, dass schon im Herbst die Notenpresse etwas langsamer rotieren werde. Bisher kauft die Fed jeden Monat Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar am Markt, injiziert diesem also zusätzliches Geld in dieser Höhe. Nun soll es schon bald weniger werden. Damit erwischte Bernanke viele auf dem falschen Fuß, die bislang geglaubt hatten, dass sich die Fed damit noch bis zum kommenden Jahr Zeit lassen würde.

Dabei sprach er nur von einer allmählichen Drosselung der Anleihenkäufe. In welchem Tempo die Summe von 85 Milliarden zurückgeführt wird, hänge dabei von der wirtschaftlichen Lage in den USA ab. Als möglichen Zeitpunkt für ein endgültiges Ende der Anleihenkäufe nannte er Mitte 2014. Es geht also sehr langsam voran. Und was noch wichtiger ist: Zinserhöhungen liegen in weiter Ferne. Denn dafür gilt nach wie vor die von der Fed ausgegebene Linie, dass zunächst eine Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent erreicht werden muss. Die Notenbank selbst prognostiziert jedoch für das vierte Quartal eine Rate von 7,4 Prozent – das sieht noch nach einem langen Weg aus.

Die Fed hat also lediglich angedeutet, dass sie den Fuß ein wenig vom Gaspedal nehmen will. Auf die Bremsen treten will sie dagegen noch lange nicht. Dennoch reagierten die Finanzmärkte fast panisch. Dies liegt vor allem daran, dass die Fed auch durchblicken ließ, dass ein Zinsanstieg bei Anleihen mit längerer Laufzeit für sie akzeptabel sei, solange dies mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation einhergeht.

Genau von einer solchen Erholung der Konjunktur geht sie jedoch aus, dies zeigte sich in den Prognosen Bernankes. Wenn jedoch die Zinsen am langen Ende steigen, dann verändert sich das Gesamtbild des Anlagemarktes. Dann werden Anleihen wieder attraktiver, Aktien dagegen verlieren im Vergleich dazu an Glanz. Daher rührt die Reaktion der internationalen Börsen.