Agenturen wie Wilkenwerk organisieren Veranstaltungen für Firmen. Die Branche wächst

Hamburg. Daniela Wilken hat alle Hände voll zu tun. Für die Jahresauftaktveranstaltung eines großen Finanzdienstleisters sucht die Chefin der Hamburger Eventagentur Wilkenwerk nach einer Halle mit einem Fassungsvermögen von rund 4000 Personen. „Das bereitet uns ein wenig Kopfzerbrechen, denn es gibt nur wenige Orte in Deutschland, die so viele Menschen fassen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebucht sind“, sagt die Unternehmerin, die die Agentur mit heute 25 Mitarbeitern 1999 gegründet hat.

Organisationstalent und gute Kontakte gehören zu den Grundvoraussetzungen, um im hart umkämpften Veranstaltungsgeschäft für Großkunden erfolgreich zu sein – und ein gutes Gespür für Kosten und Risiken. Denn obwohl Daniela Wilken im Augenblick noch gar nicht weiß, ob sie den Auftrag für die Organisation der Großveranstaltung überhaupt bekommt, muss sie schon jetzt Termine blocken, ein Konzept für die Bühnenshow erstellen, Kulissenbauer anheuern. Gut 20.000 Euro kann das verschlingen – Geld das verloren ist, wenn im Ringen um die Kundengunst am Ende doch ein Konkurrent erfolgreich sein sollte.

Meist kann sich die Agenturchefin in den branchenüblichen Pitches aber durchsetzen. Für Kunden wie Volkswagen, Lufthansa Technik oder Yves Saint Laurent hat die Agentur schon Events ausgerichtet. Im vergangenen Jahr gestalteten die Hamburger unter anderem eine Roadshow für Philips und entwarfen dafür einen Stand in Form eines gigantischen Ziffernblatts, in dem sich Händler neue Produkte nach der Tageszeit geordnet anschauen konnten: elektrische Zahnbürsten für den Morgen, Küchengeräte für den Mittag und Farbfernseher für den Abend.

Im Augenblick planen Wilkens Mitarbeiter an der Max-Brauer-Allee gerade zwei Kurzkreuzfahrten für verdiente Beschäftigte eines Versicherungsunternehmens. Während sich ein Team um Buchung und Belegung der Kabinen kümmert und die Reiseunterlagen zusammenstellt, konzipieren andere die Bühnenshow. Dazu gehören auch Kleinigkeiten wie die Auswahl der richtigen Auftrittsmusik für Ehrungen, die ein Eventmanager gerade aus dem Soundtrack des Animationsfilms „Madagascar“ zusammenschneidet.

Um 60 Prozent auf einen unteren einstelligen Millionenbetrag sind die Honorarumsätze der Hamburger Agentur im vergangenen Jahr in die Höhe geklettert. „In diesem Jahr streben wir ein Wachstum in der gleichen Größenordnung an und werden dazu auch weitere Mitarbeiter einstellen“, sagt die Chefin. „Unseren deutschen Auftraggebern geht es vergleichsweise gut, davon können auch wir als Agentur profitieren.“

So wie bei Wilkenwerk sieht es auch bei den meisten anderen, rund 400 Eventagenturen in Deutschland aus. Die Gesamtumsätze im Eventmarketing sind nach Angaben des Branchenverbands FAMAB im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro gestiegen. Bis Ende 2014 sollen sich die Erlöse noch einmal um knapp zehn Prozent erhöhen. „In Zeiten des Internets wird es für die Firmen immer wichtiger, Kunden oder Mitarbeitern reale und nicht nur virtuelle Erlebnisse zu bieten“, sagt Verbandssprecherin Uta Garetzky. Allerdings stünden die Prognosen unter dem Vorbehalt, dass sich die Schuldenproblematik in Europa nicht weiter verschärfe und auch die Konjunktur in Deutschland belaste.

Daniela Wilken erwägt derzeit, ein weiteres Büro in München zu eröffnen. Dies hat weniger mit ihrer bayerischen Herkunft zu tun, die die energische 47-Jährige aufgrund ihres Zungenschlags nur schwer verbergen kann. „Es geht vor allem darum, näher an den Kunden in Süddeutschland zu sein“, sagt die Chefin.

Nach Hamburg kam Wilken in den achtziger Jahren der Liebe wegen. Diese ist längst passé, doch die gelernte Reiseverkehrskauffrau aus dem Städtchen Hauzenberg bei Passau ist geblieben, weil sie das Wasser und die liberale Art der Hanseaten schätzt. Nach der Arbeit in diversen Reisebüros und der Betreuung von Veranstaltungen für Großkunden machte sich Wilken 1999 selbstständig.

Eine Herausforderung ist es für die Mutter eines sechsjährigen Sohnes, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. „Mein Mann und ich improvisieren täglich und unterstützen uns gegenseitig“, sagt die Agenturchefin lachend. „Zum Glück hat er sein Büro nur ein Stockwerk über meinem, das macht die Dinge einfacher. Mal holt er unseren Sohn aus der Vorschule ab, mal mache ich das.“