Auf der größten Luftfahrtmesse der Welt verkaufen die Europäer bereits 20 ihrer A380-Flieger. Kanadier wollen auf dem Markt mitmischen.

Paris. Für Amerikaner ist Paris immer eine Reise wert. Deshalb macht sich selbst Boeing-Chef Jim McNerney im eigenen Firmenjet alle zwei Jahre nach Europa auf, wenn in Le Bourget vor den Toren der französischen Hauptstadt, die Paris Air Show stattfindet – in diesem Jahr zum 50. Mal. Aber obwohl sich die Amerikaner auf dem riesigen Messegelände durchaus heimisch fühlen, für die meisten Airbus-Manager ist Le Bourget ihr hübsch eingerichtetes Schaufenster: Für den sparsamen A320neo, den neuen A350 und natürlich für das größte Flugzeug der Welt, den A380. Gleich 20 Stück des Riesenjets hat der Flugzeugfinanzierer Doric Asset Finance zum Auftakt der Pariser Messe bestellt.

Laut der offiziellen Preisliste hätte dieser Aufrag einen Wert von sechs Milliarden Euro und dürfte die Airbus-Vertriebsleute angesichts der jüngsten Probleme mit den Flügeln besonders erfreut haben. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Rabatte im zweistelligen Prozentbereich üblich. Airbus-Vertriebschef John Leahy strotzt trotzdem vor Selbstbewusstsein und will allein in diesem Jahr insgesamt 25 Riesen-Airbusse A380 verkaufen und: „Wenn ich ein paar mehr verkaufe, werden es eben ein paar mehr.“ Insgesamt will Airbus in diesem Jahr Aufträge für rund 800 neue Flugzeuge einsammeln.

Boeing versucht gegenzuhalten. Kurz vor Beginn der Messe hatte sich Boeing-Spitzenmanager Ray Conner, der bei dem US-Konzern die Sparte der zivilen Luftfahrt leitet, betont zuversichtlich gegeben: „Ich denke, wir haben die besseren Produkte, und letztlich gewinnen hoffentlich die besseren Produkte.“ Die Fluggesellschaften würden von dem „großartigen Wettkampf“ zwischen Boeing und Airbus profitieren. So hat denn auch die Flugzeugleasinggesellschaft des US-Konzerns General Electric, Gecas, gleich zum Auftakt der Messe eine Order für zehn Flugzeuge des Typs 787-10 gezeichnet. Das ist eine längere Version des Dreamliners, in dem bis zu 350 Passagiere Platz haben werden, die damit ein vollwertiges Konkurrenzprodukt zum neuen Airbus A350 sein soll.

Nun wird mit Spannung erwartet, ob und wann Boeing der Produktion für eine verlängerten Version des Dreamliners grünes Licht erteilt. Einen Preis für die Langversion des 787 Dreamliners hat Boeing noch nicht bekannt gegeben. Die bereits fliegende kleine Version kostet rund 207 Millionen Dollar, die mittellange Variante soll nächstes Jahr erstmals ausgeliefert werden. Boeing hat bereits Bestellungen für 890 Dreamliner eingesammelt.

Der Airbus A350 konkurriert mit dem Boeing-Modell B787 Dreamliner, bei dem zuletzt massive Probleme im Linienbetrieb aufgetreten waren. Mit dem erfolgreichen Testflug des A350 am Wochenende, kurz vor Messebeginn, hatte Airbus sich einen spektakulären Imagegewinn verschafft. Boeing dagegen war noch bis vor Kurzem damit beschäftigt, erhebliche Probleme mit seinem Dreamliner in den Griff zu bekommen. Die weltweit 50 in Betrieb befindlichen Maschinen mussten von Mitte Januar bis Mitte April auf dem Boden bleiben, nachdem Batterien in zwei Maschinen Feuer gefangen hatten.

Auf der Pariser Messe erweist sich deshalb wie schon so oft die Boeing 777 als Verkaufsschlager. So hat Qatar Airways einen Milliardenauftrag für bis zu neun Langstreckenjets angekündigt. Während der Messe unterzeichnete die staatliche Fluglinie des Emirats Katar eine Festbestellung für zwei Boeing 777-300ER samt Optionen für weitere sieben Maschinen. Insgesamt hätte der Auftrag für Boeing laut Preisliste einen Gesamtwert von 2,8 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro).

Der zivile Flugzeugmarkt befindet sich vor allem angetrieben von einer starken Nachfrage aus dem asiatisch-pazifischen Raum in einer Boomphase. So prognostizierte die Unternehmensberatung AlixPartners jüngst, dass die Flugzeugbauer durch Neuentwicklungen und sparsamere Turbinen bis 2017 ihren Umsatz um 45 Prozent erhöhen werden. Boeing sagt in seinem neuesten Marktausblick für die nächsten 20 Jahre einen Bedarf an 24.670 neuen Mittelstreckenmaschinen im Wert von 2290 Milliarden Dollar voraus. Der Gesamtprofit der zivilen Luftfahrt wird bis 2020 um 50 Prozent steigen. So viel Geld wollen vor allem die kleineren Flugzeugbauer den großen Anbietern aus USA und Europa nicht allein überlassen.

Ein ernsthafter Konkurrent ist neben Embraer aus Brasilien auch der kanadische Flugzeugbauer Bombardier, der in das Segment der Flugzeuge mit 100 bis 160 Sitze vorstoßen will. Maschinen dieser Größe werden weltweit von vielen Billigfluggesellschaften eingesetzt. CSeries heißt die Maschine, die der Flugzeugbauer ins Rennen schicken will. In Le Bourget zeigt Bombardier allerdings nur das Modell einer Kabine. Man wolle sich lieber auf die Vorbereitungen des Erstflugs konzentrieren, heißt es. „Der Erstflug ist für Ende Juni geplant. Wir liegen dafür im Zeitplan“, sagt Mike Arcamone, Chef der Sparte Commercial Aircraft bei Bombardier. Ein Jahr später dann soll die CSeries ihren Liniendienst bei den ersten Fluggesellschaften aufnehmen.