Nachfolger für Jutta Ludwig wird bereits gesucht. Wirtschaftsförderung mitten in der Umstrukturierung

Hamburg. Vor gut drei Jahren kam sie nach Hamburg. Aus Peking, wo Jutta Ludwig sieben Jahre lang als Chefin der deutschen Außenhandelskammer gearbeitet hatte. Nun steht fest: Schon bald muss die Wirtschaftsexpertin ihren Job in der Hansestadt aufgeben. Der Dreijahresvertrag von Jutta Ludwig, der im Februar 2014 ausläuft, wurde von der Wirtschaftsbehörde um nur drei Monate bis Mai verlängert, wie das Abendblatt erfuhr. Wie man hinter vorgehaltener Hand hört, wurde Ludwig von einigen Vertretern der Hamburger Wirtschaft vorgeworfen, dass sie sich zwar in volkswirtschaftlichen Angelegenheiten hervorragend auskenne, sie aber in der Hamburger Wirtschaft manchmal unglücklich agiert habe.

„Wirtschaftsförderung ist ein wichtiges Thema in Hamburg. Hier gibt es Nachholbedarf“, begründete ein Manager die Entscheidung des Aufsichtsrats der HWF unter dem Vorsitz von Staatsrat Bernd Egert. So ist die Wirtschaftsförderung unter anderem für die Neuansiedlung von Unternehmen in der Stadt zuständig. „Die von mir verantworteten Zielstellungen in der Hamburg Marketing Gesellschaft und HWF haben wir in den letzten zwei Jahren hundertprozentig erreicht. Unter anderem haben wir ein neues Zielmodell für die Ansiedlung von Unternehmen aus dem Ausland in Hamburg entwickelt, dessen Umsetzung ich jetzt bis Mai 2014 intensiv voranbringen werde“, sagte Jutta Ludwig als Reaktion.

Auch Jens Uwe Neumann, der zweite Geschäftsführer der Hamburger Wirtschaftsförderung, wird sich vermutlich bald eine neue Aufgabe innerhalb der städtischen Gesellschaft HMG suchen müssen. Zudem gibt es Überlegungen seitens der Stadt, dass HWF, Hamburg Tourismus und die weitere HMG-Tochter, das Convention Bureau, künftig jeweils keinen eigenen Chef mehr haben werden. Die dreiköpfige Führung von Hamburg Marketing soll sich den Plänen zufolge die Leitung der drei Unternehmensbereiche von der Holding aus teilen. Das Hamburg Convention Bureau wirbt unter anderem um Messen und andere Events, die in die Hansestadt kommen sollen.

Für Jutta Ludwig, 59, die auch der Geschäftsführung von Hamburg Marketing angehört, wird unterdessen bereits ein Nachfolger gesucht. „Man kann nicht früh genug damit anfangen, personalpolitisch zu denken“, sagt Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. „Die Gesamtkonstruktion mit Hamburg Marketing, Hamburg Tourismus, HWF und dem Convention Bureau hatte in der Vergangenheit nicht die Schlagkraft, die wir erwartet hatten.“ Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Roland Heintze hat passend dazu am Freitag eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt, mit der Frage, wie effizient die Ansiedlungspolitik der HWF in Bezug auf die Bezirke sei.

Mit Ludwig wurde 2010 eine Persönlichkeit aus dem Bereich der Auslandskammern nach Hamburg geholt. Auch ihr Vorgänger Heinrich Lieser wurde von einer Kammer im Ausland in die Stadt gelockt. Sein Vertrag wurde übrigens vorzeitig aufgelöst. „Hamburg braucht jetzt einen Kandidaten, der Erfolg im Bereich der Wirtschaftsförderung im weitesten Sinne nachweisen kann“, fordert Schmidt-Trenz.

Hamburg Marketing wurde im Jahr 2006 vom damals CDU-dominierten Senat gegründet. Das Unternehmen soll in aller Welt für Hamburg werben und das Image der Stadt verbessern. Die Gesellschaft hat bereits einige Strategiewechsel durchlebt. Zuerst arbeitete die Institution alleine, im Jahr 2011 hat sie dann auf Geheiß des SPD-Senats Hamburg Tourismus und die HWF dazu bekommen sowie das neue Hamburg Convention Bureau. Hamburg Marketing zog in die Habichtstraße um, wo bereits die HWF ihren Sitz hatte. Doch jetzt müssen beide Firmen wieder die Möbel packen. Im Oktober 2014 geht es in die Wexstraße, in ehemalige Räume der Stadtentwicklungsbehörde. Damit verspätet sich der zum Jahresbeginn geplante Umzug der HWF um Monate.