Wie ein Franchisenehmer die Arbeit der Betriebsräte behindert und die Gewerkschaft gegen sich aufbringt. Yi-Ko Holding GmbH hatte Restaurants im Westen und Süden Deutschlands von dem US-Konzern übernommen.

Hamburg. Feuer und Flamme sollen die Mitarbeiter von Burger King für ihr Unternehmen sein. "Wir bieten dir einen langfristig sicheren Arbeitsplatz und beste Perspektiven für deinen beruflichen Aufstieg", wirbt Deutschlands zweitgrößte Fast-Food-Kette auf ihrer Internetseite. Man lege großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen und faire Löhne für die Beschäftigten, heißt es in der Münchner Deutschland-Zentrale des Unternehmens. Doch was die mehr als 3000 Mitarbeiter von 91 Burger-King-Restaurants derzeit offenbar mit ihrem Arbeitgeber erleben, hat mit einer fairen Behandlung nur wenig zu tun. Lohndrückerei und eine massive Behinderung der Betriebsratsarbeit wirft die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) einem Franchisenehmer mit Sitz in Stade vor.

Es geht um die sogenannte Yi-Ko Holding GmbH, die Anfang Mai die zuvor in Eigenregie betriebenen Restaurants im Westen und Süden Deutschlands von dem US-Konzern übernommen hatte. Hinter dem fernöstlich klingenden Namen verbergen sich der Stader Unternehmer Ergün Yildiz und sein russischer Geschäftspartner Alexander Kolobov, der unter anderem ein Netz aus 100 Burger-King-Läden in seinem Heimatland aufgebaut hat.

Die Modernisierung und Neueröffnung zahlreicher Restaurants versprachen die neuen Chefs bei der Übernahme. Das Image der Marke sollte sich durch die Maßnahmen verbessern. Bislang aber ist es insbesondere Ergün Yildiz, der für das operative Geschäft zuständig ist, nur gelungen, das Betriebsklima in den Häusern auf den Nullpunkt zu bringen.

"Herr Yildiz ignoriert systematisch die Rechte der Arbeitnehmer und versucht ganz offenbar, die bestehenden Betriebsratsstrukturen zu zerschlagen", sagt Guido Zeitler, Referatsleiter Gastronomie bei der Gewerkschaft NGG in Hamburg. "Er geht praktisch mit der Axt durch die Restaurants und zerstört dabei jegliches Vertrauen aufseiten der Beschäftigten."

Die Vorwürfe der Gewerkschaft sind dabei keineswegs aus der Luft gegriffen. So hat Yildiz bereits kurz nach der Übernahme alle Betriebsvereinbarungen einseitig aufgekündigt, wie aus einem internen Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, hervorgeht. Dienstpläne sollen ohne Mitsprache des Betriebsrats erstellt werden, Umkleidezeiten nicht mehr als Arbeitszeit entgolten werden. Darüber hinaus werden Mitarbeiter an der Kasse für Fehlbeträge oberhalb von 49 Cent haftbar gemacht - und zwar unabhängig davon, ob sie an der Differenz schuld sind.

Aus Sicht der Gewerkschaft stellen diese Regelungen einen klaren Rechtsbruch dar. Laut Zeitler hat Franchisenehmer Yildiz zudem angekündigt, dass Betriebsratsmitglieder ihre Arbeit nicht mehr vergütet bekommen. Auch dies sei rechtswidrig und gehe an die Existenz der Betroffenen.

Weitere interne Unterlagen belegen darüber hinaus, dass Yildiz offenbar nicht gewillt ist, die im neuen Tarifvertrag für die Systemgastronomie ausgehandelte Lohnerhöhung auf mindestens 7,71 Euro pro Stunde an seine Mitarbeiter weiterzugeben. Diese soll eigentlich am 1. Juni in Kraft treten. Stattdessen sollen Gehälter für neu eingestellte Vollzeitkräfte bei 7,50 Euro pro Stunde liegen, Teilzeitkräfte auf 400-Euro-Basis sollen sogar nur 6,50 Euro erhalten. Den Urlaub will der Franchisenehmer laut Zeitler von fünf auf vier Wochen zusammenstreichen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht mehr zahlen.

All dies dürfte in den kommenden Wochen zu massiven Protesten der Gewerkschaft führen. "Wenn sich die Yi-Ko Holding nicht an die Regelungen im Tarifvertrag hält, wird eine Welle von Gerichtsverfahren auf das Unternehmen zukommen", kündigt der NGG-Experte an. "Wir werden unseren Mitgliedern dabei helfen, die vereinbarten Tariferhöhungen oder auch das ihnen zustehende Urlaubsgeld einzuklagen."

Ergün Yildiz wollte sich nicht zu den Vorwürfen und dem Streit mit der Gewerkschaft äußern. Eine umfangreiche schriftliche Anfrage ließ der Franchisenehmer unbeantwortet. In einem Telefongespräch verweigerte er jeden Kommentar und verwies auf die Burger-King-Pressestelle in München. Dann beendete er das Telefonat abrupt.

In der Münchner Zentrale ist man zunehmend besorgt über das Verhalten der neuen Geschäftspartner, die das Management noch Anfang Mai als Unternehmer mit großer Erfahrung in der Führung von Restaurants und bei der Expansion gelobt hatte. Burger King sei über die aktuellen Vorwürfe informiert und führe vor diesem Hintergrund gemeinsam mit dem Bundesverband der Systemgastronomie "intensive Gespräche" mit der Yi-Ko Holding, um diese schnellstmöglich aufzuklären, erklärte eine Sprecherin.

Nach Informationen aus Unternehmenskreisen wächst die Sorge unter den anderen Franchisenehmern der Kette, dass sich das Verhalten der Stader Holding negativ auf das gesamte Image der Kette auswirken könnte. Insgesamt gibt es fast 700 Burger-King-Restaurants in Deutschland, die von 165 selbstständigen Partnern geführt werden. Die mehr als 15 Restaurants in Hamburg zählen nicht zur Yi-Ko Holding und sind daher auch nicht von den Vorwürfen der Gewerkschaft NGG betroffen.