Es gibt beim Tagesgeld Banken, die den Kunden über viele Jahre überdurchschnittliche Konditionen bieten. Rund 800 Euro mehr an Zinsen im Vergleich zum Durchschnittsangebot.

Hamburg. Die niedrigen Zinsen treiben Anleger um, ob sich die Geldanlage überhaupt noch lohnt. Jetzt zeigt eine aktuelle Studie: Es gibt beim Tagesgeld Banken, die den Kunden über viele Jahre überdurchschnittliche Konditionen bieten. Auch nach Abzug der Inflationsrate bleibt den Kunden ein kleiner Gewinn. Dauerhaft hohe Zinsen zahlten in den vergangenen zehn Jahren folgende Tagesgeldanbieter: 1822direkt, Volkswagen Bank direct, ING-DiBa und die Mercedes-Benz Bank (siehe Tabelle). Aus Anfang 2003 angelegten 10.000 Euro wurden innerhalb von zehn Jahren beim besten Anbieter, der 1822direkt, knapp 13.000 Euro "Selbst unter Berücksichtigung der Inflationsrate bleibt für den Sparer ein realer Gewinn von bis zu 900 Euro", sagt der Finanzexperte Udo Keßler, der Autor der Studie. Er hat schon mehrere Untersuchungen zu Bundeswertpapieren, Girokonten und Sparbüchern vorgelegt.

Auf Basis der Daten der FMH-Finanzberatung ermittelte Keßler die langfristig besten Anbieter. Eine Vorauswahl erfolgte durch FMH, die seit Jahrzehnten Bankkonditionen analysiert. "Wir haben Anbieter ausgewählt, die den Kunden durchgängig überdurchschnittliche Konditionen geboten haben und ununterbrochen am Markt vertreten waren", sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Keßler ermittelte dann bei den Banken für die ausführlichen Berechnungen die genauen Konditionen für Bestandskunden. Denn häufig werben die Banken in der Öffentlichkeit mit speziellen Konditionen für Neukunden, die etwas besser sind als die Zinsen für Bestandskunden.

Doch für die guten Anlageergebnisse war ein ständiger Anbieterwechsel gar nicht nötig. Beim Vergleichssieger 1822direkt gab es 39 Prozent mehr Zinsen als bei einem Durchschnittsangebot. Auf einem solchen Konto standen nach zehn Jahren knapp 1000 Euro weniger zu Buche. Denn das durchschnittliche Tagesgeldkonto brachte nur eine Rendite von 1,87 Prozent, während es etwa beim Marktführer ING-DiBa im Durchschnitt knapp ein halbes Prozent mehr gab. Innerhalb der zehn Jahre schwankten die Zinsen für Tagesgeld erheblich. "Am wenigsten zahlten die Banken mit 1,09 Prozent im Jahr 2010", sagt Kessler. "Die höchsten Zinsen gab es 2008 mit 3,21 Prozent." In der Hochphase der Finanzkrise mussten die Institute üppige Zinsen bieten, um überhaupt an Einlagen zu kommen. Untereinander liehen sich die Banken kaum noch Geld. Inzwischen stellt die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldhäusern unbegrenzt Liquidität zur Verfügung. So beträgt der Durchschnittszins für Tagegeld aktuell nur noch exakt 0,83 Prozent.

Bei der Dominanz deutscher Anbieter liegt die Vermutung nahe, dass ausländische Banken 2003 im Wettbewerb noch keine Rolle spielten. "Das stimmt so nicht", sagt Herbst. "Auch 2003 boten schon ausländische Banken die höchsten Zinsen, aber eben nicht dauerhaft. Manche sind inzwischen auch wieder vom Markt verschwunden. Deshalb bestimmen deutsche Anbieter die Spitzengruppe."

Auch aktuell bieten die drei ausländischen Anbieter Renault Bank Direkt, RaboDirekt und NIBC mit 1,65 Prozent die höchsten Zinsen für Tagesgeld. Keine der besten Banken aus dem Vergleich ist jetzt noch unter den zehn besten Anbietern. Drastisch verschlechtert haben sich die Konditionen bei 1822direkt. Bis Oktober gibt es zwar für Neukunden 1,5 Prozent. Danach halbiert sich aber der Zinssatz. Bei der ING-DiBa gibt es für vier Monate 1,5 Prozent und danach noch ein Prozent. Ob die Institute bei einem neuen Vergleich an der Spitze stehen, ist eher ungewiss.