Harsche Kritik auf Hauptversammlung an Jain und Fitschen

Frankfurt . Zehn Monate ist es her, dass die Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen einen tief greifenden Kulturwandel ausgerufen haben - jetzt wollen die Aktionäre konkrete Ergebnisse sehen. Bonusbeschränkungen und Gehaltsdeckel, Kundenzufriedenheit als Managerziel: Was das Führungsduo bislang angekündigt hat, reicht den Anteilseignern nicht, wie sie auf der Hauptversammlung in Frankfurt deutlich machten.

"Wir fordern den Vorstand auf, hier noch mehr zu tun", mahnte Hans-Christoph Hirt vom mächtigen Aktionärsberater Hermes. Und auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist nicht überzeugt: "Gestatten Sie mir die Skepsis, was Ihre Wandlung vom Saulus zum Paulus betrifft. Dazu bedarf es mehr als den gelegentlichen Besuch einer Postbank-Filiale", rief Nieding in Richtung Jain, der jahrelang die Investmentbanker in London geführt hat. Nieding forderte eine Verlängerung von Fitschens Vertrag über 2015 hinaus, damit der 64-jährige Norddeutsche den Kulturwandel weiter begleiten könne.

Rund 5000 Aktionäre waren gekommen, um Jain und Fitschen die Leviten zu lesen. Darunter waren auch Aktivistengruppen wie Blockupy und Aktion Aufschrei, die kein Verständnis dafür haben, dass die Deutsche Bank an Nahrungsmittelspekulationen festhält. Auch unlautere Geschäfte mit der Rüstungsindustrie werfen sie dem Institut vor. Mehr als ein Dutzend Demonstranten schaffte es sogar ins Innere der Festhalle, um die Eröffnungsrede von Jain zu stören, bis sie von Sicherheitsleuten hinausgeworfen wurden.

Die Liste von Skandalen und Rechtsstreitigkeiten bei der Deutschen Bank ist lang, die meisten davon rühren aus der Zeit vor der Finanzkrise und gehen auf das einst von Jain geführte Kapitalmarktgeschäft zurück: Zinsmanipulationen und umstrittene US-Hypothekendeals sind nur einige Beispiele. Die Bank hat für diverse Klagen und Prozesse inzwischen 2,4 Milliarden Euro zurückgestellt. Die neuen Bankchefs warben um Geduld. "Ein umfassender Kulturwandel, wie wir ihn anstreben, kann nicht einfach von oben verordnet werden. Man kann nicht einfach den Hebel umlegen", betonte Fitschen. Und Jain erklärte: "Wir wissen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Einen Weg, der Zeit braucht." Dabei hielt der gebürtige Inder erstmals seine komplette, etwa 15-minütige Rede auf Deutsch - er sprach zwar langsam, etwas holprig und hielt sich genau an sein Manuskript. Aber er wirkte gelöster als sonst und bekam zumindest für diesen Versuch, Deutsch zu sprechen, Applaus.