Autohersteller spricht von schwieriger Konjunktur

Hannover. Zu Verhandlungsbeginn für den Haustarif der gut 100.000 Volkswagen-Beschäftigten hat Europas größter Autobauer noch kein Angebot vorgelegt. "Volkswagen sah sich nicht in der Lage, heute ein Angebot zu machen, worüber wir stinksauer sind", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine am Montag in Hannover. Dort gingen beide Seiten rund eineinhalb Stunden nach Gesprächsbeginn wieder ergebnislos auseinander. Am 27. Mai sollen die Gespräche nach den bisherigen Planungen fortgesetzt werden.

VW-Pkw-Personalchef Martin Rosik begründete die fehlende Offerte mit dem derzeit heiklen konjunkturellen Umfeld: "Wir haben eine extrem schwierige Marktsituation zurzeit. Der Wettbewerb wird zunehmend schärfer. Und vor dem Hintergrund wollen wir uns einfach noch die Zeit nehmen, weitere Daten über die Marktentwicklung zu kennen, bevor wir ein konkretes Angebot machen."

Volkswagen hatte vor wenigen Tagen in seiner Bilanz für das erste Quartal Einbrüche beim Gewinn bekannt gegeben. Für den europäischen Branchenprimus wird es zunehmend schwieriger, die Absatzkrise auf dem Heimatkontinent mit dem Wachstum in Übersee auszugleichen. In Europa hat VW derzeit das schlechteste Marktumfeld seit gut zwei Jahrzehnten. Parallel läuft der Konflikt der Metaller auch im Flächentarif. Die IG Metall fordert dort und für den VW-Haustarif 5,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate. In der Fläche bieten die Arbeitgeber 2,3 Prozent auf elf Monate an, wollen aber anfangs zwei Nullmonate ohne eine Erhöhung beim Entgelt. Für die IG Metall ist das völlig indiskutabel.

Am heutigen Dienstag folgen Infoveranstaltungen bei VW

"Volkswagen hätte heute die Chance gehabt, einen eigenen Akzent zu setzen in dieser Tarifrunde. Ich kann nicht verstehen, dass Volkswagen als Marktführer meint, in der Tarifpolitik im Windschatten der Metallindustrie fahren zu können", sagte Bezirksleiter Meine. Ob nun bei VW erste Aktionen der Arbeitnehmerschaft anstehen, ließ er allerdings offen.

Zunächst gebe es an diesem Dienstag Informationsveranstaltungen für die Mitarbeiter. Anders als in der Fläche, wo es schon Warnstreiks gibt, herrscht bei VW auch in den nächsten Wochen noch eine Friedenspflicht.

Der Betriebsratschef von Volkswagen, Bernd Osterloh, mahnte aber bereits am Montag in einer Mitteilung: "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben kein Verständnis für die Hinhaltetaktik des Unternehmens." Ein Angebot müsse her.